Test auf Blut- und Stuhlmarker erspart Kindern die Koloskopie

CRP- und Hämoglobinwerte im Blut sowie Calprotectin im Stuhl können eine entzündliche Darmerkrankung sehr präzise identifizieren – und damit vielen Kindern mit chronischen nichtblutigen Durchfällen eine Koloskopie ersparen. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Fäkales Calprotectin kann recht zuverlässig eine entzündliche Darmerkrankung nachweisen, die Spezifität ist jedoch eher mau, was dazu führt, dass viele Kinder mit Verdacht auf eine entzündliche Darmerkrankung und erhöhten Calprotectin-Werten unnötigerweise einer Koloskopie unterzogen werden, berichten Kindergastroenterologen um Dr. Els van de Vijver von der Universität Antwerpen in Belgien. Sie haben in einer prospektiven Studie mit 193 Kindern mit chronischen nichtblutigen Durchfällen geschaut, wie sich auch ohne Koloskopie präzise vorhersagen lässt, wer eine entzündliche Darmerkrankung hat, und vor allem, wer nicht. Am besten gelingt dies offenbar, wird der Calprotectin-Test mit dem Nachweis von Hämoglobin, C-reaktivem Protein (CRP) und einer gründlichen Symptomevaluierung kombiniert. Dann ist sowohl eine Sensitivität als auch eine Spezifität von knapp 100% möglich. AUC-Wert von 0,99 Die Teilnehmer der Studie waren zwischen 6 und 18 Jahre alt und wurden an 19 Kliniken in Belgien und den Niederlanden aufgrund von anhaltenden oder wiederkehrenden nichtblutigen Durchfällen mit Bauchschmerzen untersucht. Patienten mit blutigen Durchfällen schloss das Team um van de Vijver aus, da hier eine Koloskopie obligatorisch ist – unabhängig vom Biomarkerstatus. Bei allen nahmen die Ärzte Blut- und Stuhlproben, die Stuhlproben untersuchten sie auf Calprotectin, die Blutproben auf Hämoglobin und CRP. Neben den Darmsymptomen achteten die Ärzte zudem auf einen unbeabsichtigten Gewichtsverlust und fragten nach erstgradigen Verwandten mit entzündlichen Darmerkrankungen sowie nach extraintestinalen entzündlichen Zeichen wie Episkleritis, Uveitis, Erythema nodosum, Psoriasis, Arthritis und Trommelschlegelfinger. Calprotectin-Werte über 250 Mikrogramm pro Gramm Stuhl führten standardmäßig zu einer Koloskopie, Kinder mit niedrigeren Werten sollten bis zu sechs Monaten regelmäßig nachuntersucht werden. Blieben die Werte niedrig oder verschwanden die Beschwerden, war keine Koloskopie vorgesehen, manche Ärzte veranlassten aber dennoch eine. Insgesamt hatten 31 Kinder erhöhte Calprotectin-Werte, bei 22 von ihnen (11%) konnten die Ärzte per Koloskopie eine entzündliche Darmerkrankung feststellen (8 mit Colitis ulcerosa, 14 mit Morbus Crohn), die übrigen 9 zeigten unter dem invasiven Verfahren keine entzündlichen Veränderungen. In der Nachuntersuchungsgruppe unterzogen die Ärzte 23 von 162 Kindern einer Koloskopie, alle hatten unauffällige Befunde. Aus den Resultaten berechneten die Experten um Van de Vijver die Genauigkeit von vier verschiedenen Teststrategien. Wurden nur die Symptome berücksichtigt – fanden die Ärzte also neben den Durchfällen noch andere Auffälligkeiten –, dann ergab dies einen AUC-Wert von 0,72. Wurden die Symptome mit Blutmarkern kombiniert (erhöhte CRP-, erniedrigte Hämoglobinwerte), erreichte der AUC-Wert 0,93, mit der Kombination von auffälligen Symptomen und erhöhtem Calprotectin 0,97, mit allen drei Komponenten 0,99. Die Sensitivität berechneten die Experten für die alleinige Symptombetrachtung mit 73%, für alle anderen Modelle mit 100%. Die Spezifität erreichte dabei für Symptome alleine 67%, für Symptome plus Blutmarker 68%, für Symptome plus Calprotectin 90% und für die Dreierkombi 97%. Weniger unnötige Koloskopien Der Nutzen lässt sich auch noch anders darstellen: Auf Basis des Standardtests auf Calprotectin wurden neun Kinder unnötigerweise einer Koloskopie unterzogen, dagegen führte das Drei-Komponenten-Modell nur zu drei falsch positiven Ergebnissen, aber zu keinem falsch negativen. Die Zahl der unnötigen Koloskopien ließe sich nach diesen Resultaten also deutlich senken. Mit der Drei-Komponenten-Strategie aus Symptomen, Blut- und Stuhlmarkern können Ärzte sehr präzise erkennen, welche Kinder und Jugendlichen ein sehr geringes Risiko für eine entzündliche Darmerkrankung haben, ohne tatsächlich Betroffene zu übersehen. Das spart Ressourcen in der Endoskopie und vermeidet endoskopiebedingte Schäden. Die Ressourcen ließen sich besser woanders einsetzten, etwa zur Hypnotherapie von Kindern mit funktionellen Bauchschmerzen, geben die Ärzte um van de Vijver zu bedenken. Allerdings dürfe man die Genauigkeit des favorisierten Modells auch nicht überinterpretieren, dazu war die Zahl der Kinder in der Studie zu klein, die Konfidenzintervalle erwiesen sich als relativ groß, es könnte durchaus sein, dass mit der Teststrategie doch einige Kinder mit entzündlichen Darmerkrankungen übersehen werden. Die Ärzte schlagen daher vor, Kinder mit einem niedrigen Risiko im Kombimodell nach einem Monat erneut auf fäkales Calprotectin zu untersuchen, sofern die Beschwerden noch anhalten. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie lässt sich das Risiko für eine entzündliche Darmerkrankung bei Kindern mit chronischen nichtblutigen Durchfällen und Bauchschmerzen am besten abschätzen? Antwort: Haben die Kinder neben den Durchfällen weitere entzündliche Symptome, auffällige CRP- oder Hämoglobinwerte sowie einen positiven Test auf fäkales Calprotectin, ist eine entzündliche Darmerkrankung sehr wahrscheinlich. Falls nicht, ist sie sehr unwahrscheinlich – und keine Koloskopie nötig. Bedeutung: Die Spezifität des Calprotectin-Tests lässt sich noch deutlich verbessern, wird der Test mit Blutmarkern und einer erweiterten Symptomanalyse kombiniert. Dies kann helfen, unnötige Koloskopien zu vermeiden. Einschränkung: Geringe Teilnehmerzahl.

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Test auf Blut- und Stuhlmarker erspart Kindern die Koloskopie

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