Parkinson: Hautbiopsien könnten sich als Zusatzdiagnostik bei REM-Störungen eignen

Alpha-Synuclein ist schon lange in Hautbiopsien detektierbar. Neue Techniken wie RT-QuIC vereinfachen den Nachweis erheblich. Dadurch lassen sich leichter Prodromalstadien von Parkinson erkennen – das ist vor allem für Body-first-Patienten mit REM-Schlaf-Verhaltensstörungen interessant. Vor einigen Jahren wurde deutlich, dass die parkinsontypischen Alpha-Synuclein-Aggregate nicht nur im Gehirn, sondern auch in peripheren Nerven vorkommen, etwa im Darm und in der Haut, und das oft schon, bevor die Betroffenen motorische oder überhaupt neurologische Symptome zeigen. Dies führte unter anderem zu der Hypothese, dass bei einem gewissen Teil der Erkrankten der pathologische Prozess außerhalb des Gehirns beginnt und über das periphere Nervensystem ins Gehirn zieht (Body-First-Hypothese). Umgekehrt scheint bei einem weiteren Teil das Epizentrum der Erkrankung im zentralen Nervensystem zu liegen und sich von dort auch auf die peripheren Nerven auszubreiten (Brain-First-Hypothese). Bei Patienten mit einem hohen Parkinsonrisiko, etwa solchen mit REM-Schlaf-Verhaltensstörung (RBD), könnten daher Analysen auf Alpha-Synuclein-Ablagerungen in peripheren Nerven Klarheit geben, ob es sich hier bereits um ein Prodrom einer Alpha-Synucleinopathie wie Morbus Parkinson oder Lewy-Körperchen-Demenz handelt. Solche Analysen eignen sich möglicherweise sogar als Progressionsmarker und ermöglichen Aussagen über die Geschwindigkeit, mit der sich die Krankheit entwickelt, erläuterte Dr. Kathrin Doppler von der Klinik für Neurologie in Würzburg beim virtuell stattfindenden Deutschen Kongress für Parkinson und Bewegungsstörungen. RT-QuIC mit hoher Sensitivität Doppler verwies auf Fortschritte beim Nachweis von phosphorylierten Alpha-Synuclein-Aggregaten in der Haut. Bisher gelingt der Nachweis meist mit immunhistochemischen Analysen von dünnen Hautschnitten. Parkinsonpatienten tragen die Aggregate vor allem in perivaskulären autonomen Nervenfasern, solche mit Multisystematrophie primär in den direkt unter der Haut gelegenen somatosensorischen Fasern. Die Spezifität liegt in der Regel bei 100 Prozent – solche Aggregate lassen sich bei Erkrankten ohne Alpha-Synucleinopathie so gut wie nicht nachweisen. Die Sensitivität ist jedoch eher moderat – bei einem erheblichen Teil der bereits Erkrankten schlägt der Test nicht an. Ein Problem, so Doppler, ist ein fehlendes Standardprotokoll. Die Sensibilität variiert je nach Testprotokoll erheblich, der Versuch, ein vereinfachtes Protokoll an Paraffinschnitten zu etablieren, scheiterte an einer Sensitivität von nur 24 Prozent. RT-QuIC als neuer Ansatz Ein neuer Ansatz ist der Synuclein-Nachweis per „real-time quaking-induced conversion assay“ (RT-QuIC), einer Art PCR-Test, bei dem jedoch nicht Nukleinsäuren, sondern Proteinaggregate vervielfältigt werden. Der Test ist mit Liquor, aber auch mit Gewebelysaten möglich. Ähnlich wie bei der PCR lassen sich damit große Probenmengen in kurzer Zeit bewältigen. Der Test ist damit weit praktikabler als die aufwändige Immunhistochemie. Doppler verwies auf Untersuchungen, die ihr Team zusammen mit einer Arbeitsgruppe aus den USA bei Parkinsonkranken unternommen hat. Der RT-QuIC ergab für Hautproben eine Spezifität von etwa 90 Prozent bei einer Sensitivität von ebenfalls rund 90 Prozent – und zwar sowohl im deutschen als auch im amerikanischen Labor. „Die Spezifität ist nicht ganz so gut wie bei der Immunhistochemie, wir haben immer mal wieder falsch positive Fälle“, sagte die Neurologin, dafür sei die Sensitivität offenbar höher. Nachweis von Prodromalstadien Erste Untersuchungen deuteten darauf, dass der RT-QuIC auch gut zum Aufspüren von Prodromalstadien geeignet sein könnte, vor allem bei Patienten mit RBD. Solche Patienten scheinen, was die Frühsymptomatik angeht, eher einen Body-First-Parkinson zu entwickeln. Immunhistochemische Analysen bei isoliertem RBD legten zuvor schon besonders viele und besonders frühe Alpha-Synuclein-Ablagerungen in der Haut nahe – betroffen sind je nach Studie 50 bis 80 Prozent der Patienten. In einer eigenen Untersuchung waren die meisten der Hautproben derjenigen Parkinsonkranken positiv, die auch eine RBD hatten, aber nur selten bei Parkinsonkranken ohne RBD. Bei RBD-Patienten ohne Parkinson detektierten die Neurologen einen ähnlich hohen Anteil positiver Hautproben wie bei den Parkinsonkranken mit RBD. RBD plus positiver Hautbefund könnte damit bei asymptomatischen Personen Zeichen einer beginnenden Erkrankung sein. Ein positiver Befund bei RBD oder bei Verdacht auf RBD dürfte damit eine Synucleinopathie wie Parkinson oder Lewy-Körperchen-Demenz bestätigen. Hierzu, so Doppler, bedarf es jedoch weiterer Studien. Interessant werden dabei die Konversionsraten von Patienten mit RBD und positivem Hautbefund sein. Klar ist jetzt schon, dass Body-First-Patienten viele Jahre vor ersten motorischen Symptomen oder einem positiven DATScan positive Hautbefunde zeigen. Quelle: Ärzte Zeitung

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