Erfolg bei erstem Test einer neuen Parkinson-Zelltherapie

In einer kleinen Pilotstudie konnten fetale dopaminerge Vorläuferzellen aus einer kultivierten Zelllinie die motorische Parkinsonsymptomatik deutlich lindern. Dabei zeigten sich dosisabhängige Verbesserungen um bis zu 40%, und das ohne Transplantat-induzierte Dyskinesien. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Versuche mit Zelltherapien bei Morbus Parkinson gab es schon viele, die wenigsten konnten aber überzeugen. Zwar ist es verlockend, die zugrunde gegangenen dopaminergen Zellen in der Substantia nigra von Parkinsonkranken zu ersetzen und damit die motorischen Symptome zu lindern, allerdings lassen sich die Effekte der Transplantation bisher kaum kontrollieren – so scheiterten viele Studien an einer erhöhten Rate von Dyskinesien als Folge des Eingriffs. Ein weiteres Problem stellt die Quelle der Zellen dar: In der Regel werden fetale dopaminerge Vorläuferzellen aus abgetriebenen menschlichen Feten verwendet, deren Verfügbarkeit ist jedoch begrenzt und wirft mitunter ethische Fragen auf. Besser wären stabile Zelllinien, die keine Dyskinesien verursachen, sich in Kultur aber beliebig vermehren lassen. Diesem Ideal einen Schritt näher gekommen ist nun eine Arbeitsgruppe aus Südkorea mit Beteiligung von Forschenden der Technischen Universität München: Sie haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sich fetale dopaminerge Vorläuferzellen aus dem ventralen Mesencephalon etwa 20-mal in Kultur teilen lassen, zudem haben sie anhand spezieller Biomarker Zellen mit einem offenbar geringen Dyskinesierisiko ausgewählt. Zellen aus abgetriebenen Feten Ausgangspunkt bildeten in der 14. Schwangerschaftswoche abgetriebene Feten. Die daraus gewonnenen Zellen wurden in Kultur vermehrt und umfangreichen Sicherheitschecks unterzogen: So wurden sie Mäusen injiziert – diese zeigten anschließend keine erhöhte Mortalität und auch keine verstärkte Krebsneigung. Zudem waren die Zellen auch nach 25 Passagen genetisch stabil. An der Studie beteiligten sich 15 Personen; sie waren im Mittel 60 Jahre alt und seit etwa sieben Jahren an Parkinson erkrankt. Verabreicht wurden drei verschiedene Dosierungen: Jeweils fünf Betroffene erhielten 4, 12 und 40 Millionen Zellen. Die Zellsuspension bekamen sie bilateral an zwei Positionen in die Basalganglien injiziert: einmal am Mittelpunkt der AC-PC-Line, welche durch die Commissura anterior (AC) und Commissura posterior (PC) verläuft, einmal 7 mm anterior-superior von diesem Punkt entfernt. Dazu erhielten sie eine einjährige Immunsuppression. Primär ging es, wie in Pilotstudien üblich, zunächst einmal um die Sicherheit. In der Gruppe mit der niedrigen Dosis wurden im Laufe eines Jahres 44 Nebenwirkungen, mit der mittleren 56 und mit der hohen Dosis 24 unterwünschte Effekte registriert – hier zeigte sich kein Dosiszusammenhang, auch traten bei keinem der Behandelten toxische Effekte von Grad 3 oder höher auf, vor allem wurden keine Dyskinesien oder Verschlechterungen der motorischen Funktion beobachtet. Ein Erkrankter erlitt jedoch einen Tag nach der Zellverpflanzung einen kleinen hämorrhagischen Infarkt, der aber ohne Konsequenzen blieb. Die meisten spürten in den Tagen nach dem Eingriff Op.-bedingte Schmerzen und sprachen auf Analgetika an. Verbesserungen beim UPDRS-III-Score Die Forschenden um Joopyoung Kim von der Universität in Seongnam prüften nach sechs und zwölf Monaten auch die motorische Funktion mit der UPDRS-III-Skala. Zu Beginn erreichte der Wert bei den fünf Erkrankten mit der niedrigen Dosis 29 Punkte im Off-Status, im Laufe der Studie sank er zwar um wenige Punkte, statt wie erwartet weiter zu steigen, die Differenz war mit rund 12% jedoch statistisch nicht signifikant. Besser sah es bei den Probanden mit der mittleren Dosis aus: Hier sank der Wert statistisch signifikant um 26%, mit der hohen Dosis sogar um 40%, was auf einen ausgeprägten Dosiseffekt deutet. Eine Untersuchung mit einem funktionellen Bewegungstest (CAPSIT-PD), ergab bei den meisten Untersuchungen, etwa Pronations- und Supinationsbewegungen von Armen und Händen, ebenfalls Vorteile in den Gruppen mit moderater und hoher Dosis, und zwar im On- und Off-Status, ebenso in der stark betroffenen sowie in der weniger stark betroffenen Körperhälfte. In der weniger stark betroffenen Hemisphäre waren die Effekte sogar noch stärker, was die Forschenden um Kim vermuten lässt, dass eine noch frühere Behandlung wesentlich effektiver sein könnte. Empfehlung der Redaktion Morbus Parkinson – Themenseite Wie Sie Frühzeichen der Parkinson-Erkrankung erkennen und welche Therapieoptionen es gibt, lesen Sie auf dieser Themenseite. Hier finden Sie Übersichten, News, Interviews und kommentierte Studienreferate. Keinen klaren Zusammenhang gab es jedoch mit der Dopamintransporterdichte im DAT-Scan sowie den motorischen Verbesserungen. Möglicherweise spielten unterschiedliche Patientencharakteristika wie Alter, Krankheitsdauer und Krankheitsstadium eine Rolle – die Gruppen waren diesbezüglich recht heterogen, was ebenfalls die Interpretation der Ergebnisse erschwert. Die L-Dopa-Tagesdosis sank im Laufe eine Jahres, und zwar um bis zu 19% in der Hochdosisgruppe, allerdings war diese Reduktion in keiner der Gruppen statistisch signifikant. Ebenso wenig gab es signifikante neuropsychiatrische oder Lebensqualitätsveränderungen, in der Hochdosisgruppe wurde aber ein verbessertes soziales Funktionsniveau beobachtet. Letztlich spricht also einiges für einen therapeutischen Effekt der Zelltherapie, dieser muss sich nun aber in größeren Studien bestätigen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Was bringt eine Zelltherapie mit speziell gezüchteten dopaminergen Vorläuferzellen? Antwort: In einer Pilotstudie verbesserte sich damit dosisabhängig die motorische Funktion, ohne dass es vermehrt zu Dyskinesien kam. Bedeutung: Vielleicht sind mit einer speziellen Zelltherapie langfristige Verbesserungen möglich.Einschränkung: Pilotstudie mit nur 15 Parkinsonkranken.

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