Was ist die optimale Strategie nach Natalizumab?

Das Absetzen von Natalizumab bei Personen mit schubförmig remittierender multipler Sklerose (RRMS) geht mit dem Risiko neuer Krankheitsaktivität einher. Eines von drei Medikamenten konnte es besonders gut reduzieren. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Wenn bei Patienten und Patientinnen mit RRMS, die Natalizumab erhalten, ein erhöhtes Risiko für eine progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML) festgestellt wird, wird der Antikörper meistens abgesetzt. Das senkt das Risiko für die häufig tödlich verlaufende Virusinfektion, kann aber mit schweren MS-Schüben einhergehen. In einer beobachtenden Kohortenstudie aus Australien wurden drei alternative Therapien verglichen – Ocrelizumab schnitt dabei am besten ab. Ein Forscherteam um Dr. Chao Zhu von der Monash University in Melbourne nutzte für die Studie Registerdaten von knapp 1.400 Personen mit RRMS aus 26 Ländern (Durchschnittsalter 41 Jahre, 71% Frauen). Nachdem sie für mindestens sechs Monate mit Natalizumab behandelt worden waren, hatten sie ihre Medikation innerhalb von drei Monaten auf Dimethylfumarat (10%), Fingolimod (59%) oder Ocrelizumab (31%) umgestellt. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 2,7 Jahre. Geringere Schubhäufigkeit, weniger Therapieabbrüche Die primären Endpunkte waren die annualisierte Schubrate (ARR) und die Zeit bis zum ersten erneuten Schub. Die ARR für Ocrelizumab lag bei 0,06, die für Fingolimod bzw. Dimethylfumarat dagegen bei 0,26 bzw. 0,27. Das ARR-Verhältnis von Fingolimod zu Ocrelizumab bzw. von Dimethylfumarat zu Ocrelizumab betrug 4,33 bzw. 4,50, was einer signifikanten Reduktion der ARR durch den Einsatz von Ocrelizumab entspricht. Die Forschenden berechneten auch die Risikoverhältnisse für die Zeit bis zum ersten Schub nach dem Therapiewechsel. Personen, die Fingolimod oder Dimethylfumarat verwendeten, hatten ein signifikant um jeweils etwa das Vierfache erhöhtes Risiko, früher einen Erkrankungsschub zu erleiden, als Patienten und Patientinnen unter Ocrelizumab (Hazard Ratio 4,02 bzw. 3,70). Das Risiko für einen Behandlungsabbruch war im Vergleich zu einer Ocrelizumabtherapie unter Fingolimod um das Zweieinhalbfache und unter Dimethylfumarat um mehr als das Vierfache erhöht. Ocrelizumab mit weniger Behinderungen assoziiert Zu den sekundären Endpunkten zählten die Akkumulation von Behinderungen sowie deren Rückgang, wenn sie bereits aufgetreten waren. Aufgrund der geringen Anzahl an Personen, die Dimethylfumarat einnahmen, waren die Analysen dazu auf die anderen beiden Präparate beschränkt. Die Anwendung von Fingolimod war im Vergleich zu Ocrelizumab mit einem um 49% höheren Risiko für die Akkumulation von Behinderungen assoziiert. Was die Reduktion vorhandener Behinderungen betraf, zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen Fingolimod und Ocrelizumab. „Insgesamt ging der Einsatz von Ocrelizumab mit den niedrigsten ARR und Abbruchraten sowie der längsten Zeit bis zum ersten erneuten Schub einher“, fassen Zhu et al zusammen. Es komme häufig vor, dass Natalizumab aufgrund von PML-Risiken abgesetzt werde, und die Ergebnisse könnten Ärzte und Ärztinnen bei der Wahl einer alternativen Therapie unterstützen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Was ist die beste alternative Therapie für Personen mit schubförmig remittierender multipler Sklerose (RRMS), die Natalizumab absetzen mussten? Antwort: In einer beobachtenden internationalen Kohortenstudie schnitt Ocrelizumab besser ab als Dimethylfumarat und Fingolimod. Bedeutung: Ocrelizumab ist mit den niedrigsten annualisierten Schubraten, den geringsten Abbruchraten und der längsten Zeit bis zum ersten erneuten Schub assoziiert. Einschränkung: Es handelt sich um Beobachtungsdaten.

Springer Medizin

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