Lebensstil beeinflusst Hirnatrophie von MS-Patienten

Patienten mit multipler Sklerose (MS), die ungesund leben, müssen mit stärkeren Verlusten an Hirnvolumen rechnen. Der Einfluss von Faktoren des Lebensstils ist bei MS-Patienten allerdings geringer als bei Kontrollpersonen ohne MS. Wie sich der Lebensstil auf die Hirnanatomie von MS-Patienten im Vergleich zu gesunden Kontrollen auswirkt, hat der Neurologe Dejan Jakimovski von der State University of New York in Buffalo zusammen mit einer Gruppe von Forscherkollegen in einer Studie untersucht. 175 MS-Patienten (24 mit klinisch isoliertem Syndrom) und 42 merkmalsgleiche Kontrollprobanden waren beteiligt. Den Lebensstil klassifizierten die Wissenschaftler anhand des damit verbundenen kardiovaskulären Risikos, das wiederum mit dem Healthy Heart Score (HHS) abgeschätzt wurde. In den Score gingen etwa Alter, Rauchverhalten, Body-Mass-Index, körperliche Aktivität, Alkoholkonsum und Diät ein. Zu Beginn und am Ende des auf fünf Jahre angelegten Follow-up wurden MRT-Scans gefahren und diverse Hirnparameter wie Gesamtvolumen, Volumen der weißen und grauen Substanz, Volumen der Seitenventrikel und das Volumen der T2-Läsionen gemessen. Nach Abgleich gegen die Krankheitsdauer – im Mittel knapp 14 Jahre – erwies sich der HHS als negativ mit dem Volumen der grauen Substanz zu Beginn und positiv mit der Volumenzunahme der Seitenventrikel im weiteren Verlauf korreliert. Will heißen: Je ungesünder mit Blick auf die kardiovaskuläre Situation die MS-Patienten lebten, desto weniger graue Substanz hatten sie und desto mehr Volumen gewannen im Lauf der Zeit die Seitenventrikel als Maß für die Atrophie. Die Assoziation mit dem Ventrikelvolumen blieb nach Berücksichtigung des Ausgangsvolumens stabil. Läsionszunahme bei ungesunder Diät Eine Zunahme des Volumens von T2-Läsionen war speziell dann zu beobachten, wenn die Patienten sich ungesund ernährten – also anders, als es eine mediterrane Diät erfordern würde. Bei den gesunden Kontrollen waren ähnliche Zusammenhänge festzustellen. Auch bei ihnen wirkte sich ein ungesunder Lebensstil negativ auf die Hirnanatomie und deren atrophische Veränderungen aus. Die Rangkorrelationskoeffizienten nach Spearman erreichten bei ihnen sogar höhere Werte, was auf einen stärkeren Einfluss schließen lässt. Alles in allem genommen, verliefen die Geraden der Korrelation zwischen den Hirnveränderungen in der Abszisse und den kardiovaskulären Scores in der Ordinate bei den Kontrollen steiler als bei den MS-Patienten. Das weist auf einen spezifischen und vom Lebensstil unabhängigen Effekt der MS-Erkrankung selbst: Größere zerebrale Einbußen erlitten die MS-Patienten im Vergleich zu den gesunden Kontrollen bereits bei weniger ausgeprägtem kardiovaskulärem Risikoverhalten. Dabei ist freilich zu bemerken, dass die Korrelationen bei den MS-Patienten eher schwach und auch bei den Kontrollen höchstens mittelstark ausfielen. Jakimovski und Mitarbeiter plädieren dennoch für Lebensstil-basierte Modifikationen: „Trotz des im Vergleich zu MS-freien Kontrollpersonen geringeren Gesamteffekts kann es MS-Patienten nützen, gesünder zu leben, insofern es dazu beiträgt, die Hirnatrophie zu verringern.“

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