Siponimod bremst sekundär progrediente MS

Mit dem S1P-Rezeptormodulator Siponimod könnte es erstmals eine Therapie geben, die eine sekundär-progrediente MS deutlich bremst. Darauf deuten Resultate einer vor kurzem publizierten Phase-3-Studie. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Noch immer entwickelt ein großer Teil der Patienten mit schubförmiger MS im Laufe von 15–20 Jahren eine sekundär-progrediente Verlaufsform (SPMS). Für solche Patienten gibt es bislang keine etablierten Therapien, die den Verlauf nennenswert verzögern oder gar stoppen können. Dies wird sich vermutlich bald ändern. In der Phase-3-Studie EXPAND erlitten mit dem Sphingosin-1-Phosphat (S1P)-Rezeptormodulator Siponimod deutlich weniger Betroffene eine anhaltende klinische Verschlechterung ihres Zustands als unter Placebo. 21% weniger EDSS-Progression Daten der Studie wurden erstmals 2016 auf dem MS-Kongress ECTRIMS in London vorgestellt (wir berichteten). Beteiligt waren 1.651 Patienten mit einer schubförmigen MS in der Vorgeschichte; bei allen musste eine mindestens sechs Monate anhaltende Behinderungsprogression ohne neue Schübe aufgetreten sein. Das Alter betrug im Mittel 48 Jahre, und die MS-Diagnose lag im Schnitt schon zwölf Jahre zurück. Die progrediente Phase hatte rund vier Jahre vor dem Studienstart begonnen. Zwei Drittel hatten in den zwei Jahren vor der Teilnahme keine MS-Schübe mehr gehabt, drei Viertel zeigten zu Beginn keine Gadolinium-anreichernden Läsionen. Im Median ermittelten die Studienärzte um Professor Ludwig Kappos von der Universität in Basel zu Beginn einen EDSS-Wert von 6. Zwei Drittel der Patienten wurden auf Siponimod 2 mg/Tag, die übrigen auf Placebo eingestellt und bis zu drei Jahre lang behandelt. Im Median hatten die Patienten 21 Monate an der Studie teilgenommen. Als primären Endpunkt wählten die Ärzte die Zeit bis zu einer mindestens drei Monate anhaltenden Krankheitsprogression, definiert durch einen Anstieg des EDSS-Werts um mindestens einen oder – bei einem Basiswert über 5,5 Punkten – einen halben Punkt. Insgesamt 82% der Patienten mit Siponimod und 78% mit Placebo beendeten die verblindete Phase. Dabei entwickelten 26% unter Siponimod und 32% unter Placebo eine über drei Monate bestätigte EDSS-Progression. Mit dem S1P-Rezeptormodulator war der Anteil um 21% geringer als unter Placebo (p = 0,013), und der primäre Endpunkt wurde erreicht. Auch bei der Zeit bis zu einer über sechs Monate anhaltenden Behinderungsprogression erwies sich Siponimod als überlegen. Hier war die Rate um 26% geringer als mit dem Scheinmedikament. Die Rate der noch vorhandenen Schübe ließ sich mit dem Medikament im Vergleich zu Placebo um 55% senken, und das T2-gewichtete Läsionsvolumen nahm zwischen dem ersten und zweiten Therapiejahr um 79% weniger zu. Hirnatrophie um 23% reduziert Interessant sind auch Veränderungen beim Hirnvolumen: Das Team um Kappos fand mit dem neuen Medikament eine um 23% geringere Atrophie als unter Placebo. Keine signifikanten Differenzen gab es hingegen bei der Zeit für die 25-Fuß-Gehstrecke (25 Fuß = 7,6 Meter). Ernsthafte Nebenwirkungen traten unter Siponimod etwas häufiger auf als mit Placebo (bei 18% vs. 15%), auch kam es öfter zu nebenwirkungsbedingten Therapieabbrüchen (8% vs. 5%). Etwas häufiger als unter Placebo wurden eine Bradykardie zu Behandlungsbeginn, Hypertonie, Lymphopenie und Makulaödeme beobachtet. Neoplasien und Infekte traten in beiden Gruppen ähnlich häufig auf, lediglich eine Herpes-zoster-Infektion sahen die Studienärzte vermehrt mit Siponimod (bei 2% versus 1%). „Die Ergebnisse von EXPAND legen nahe, dass Siponimod eine hilfreiche Therapie für Patienten mit SPMS sein könnte“, schlussfolgern die Ärzte um Kappos. Das Wichtigste in Kürze Frage: Lässt sich mit einem neuen S1P-Rezeptormodulator eine sekundär-progrediente MS bremsen? Antwort: Die Behinderungsprogression wird mit Siponimod um ein Fünftel bis ein Viertel reduziert Bedeutung: Siponimod könnte sich zur Therapie bei SPMS eignen Einschränkung: Langzeitdaten fehlen noch

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