Langzeitdaten bestätigen Stellenwert von Isatuximab beim multiplen Myelom

Die Hinzunahme von Isatuximab zu Pomalidomid und Dexamethason verlängert beim rezidivierenden und refraktären multiplen Myelom das progressionsfreie Überleben. Neue Langzeitdaten deuten einen Vorteil auch beim Gesamtüberleben an. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Die Zulassung des CD38-Antikörpers Isatuximab (Isa) in Kombination mit Pomalidomid und Dexamethason (Pd) für das rezidivierende und refraktäre multiple Myelom beruht auf der Primäranalyse der Studie ICARIA-MM: Innerhalb von median 11,6 Monaten hatte die Dreierkombination Isa-Pd im Vergleich zu Pd das progressionsfreie Überleben (PFS) signifikant verbessert, von 6,5 auf 11,5 Monate (Attal M et al. Lancet 2019;394:2096–107). Nun präsentiert das Studienteam, angeführt von Paul Richardson vom Dana Farber Cancer Institute, die Ergebnisse einer zweiten geplanten Interimsanalyse, die 24 Monate nach der Erstauswertung erfolgte: Die Hinzunahme von Isa führte numerisch zu einer Verlängerung des Gesamtüberlebens (OS), der Gewinn von 6,9 Monaten Lebenszeit verfehlte aber die statistische Signifikanz. Für den Endpunkt OS müssen daher die finalen Ergebnisse der Studie abgewartet werden. Nicht signifikante Lebensverlängerung um 6,9 Monate Studienteilnehmer waren 307 Patienten mit rezidivierendem und refraktärem multiplem Myelom, die zuvor mindestens zwei Therapien einschließlich Lenalidomid und Proteasomeninhibitor erhalten hatten und darunter progredient waren. 154 waren auf Isa-Pd und 153 auf Pd randomisiert worden. Behandelt wurde bis zur Krankheitsprogression oder zum Auftreten nichttolerabler Nebenwirkungen (median 47,6 bzw. 24,0 Wochen). Nach 35,3 Monaten waren unter Isa-Pd 60% und unter Pd 69% der Patienten gestorben. Das mediane OS betrug 24,6 bzw. 17,7 Monate (HR 0,76; 95%-KI 0,57–1,01), ein statistisch nicht signifikanter Unterschied. Beim medianen PFS schnitt die Isa-Pd-Gruppe weiterhin signifikant besser ab, mit 11,1 vs. 5,9 Monaten (HR 0,60; 95%-KI 0,46–0,78). "Verdünnung" des Isatuximab-Effekts? 60% aus der Isa-Pd- und 72% aus der Pd-Gruppe erhielten eine weitere Therapielinie (median nach 15,5 bzw. 8,9 Monaten); diese beinhaltete bei 24% bzw. 58% den CD38-Antikörper Daratumumab. Unter einer Folgetherapie ohne Daratumumab blieb die Isa-Pd-Gruppe ähnlich lang progressionsfrei wie die Pd-Gruppe, bei einer Therapie mit Daratumumab jedoch kürzer. Die Unterschiede in der Daratumumabtherapie könnten nach Einschätzung der Studienautoren den Effekt von Isa-Pd „verdünnt“ und zur Nichtsignifikanz bei der OS-Differenz beigetragen haben. Empfehlung der Redaktion Multiples Myelom – Themenseite Das Multiple Myelom stellt etwa 10% aller Krebserkrankungen des blutbildenden Systems. Häufig als Synonym gebraucht wird der Begriff Plasmozytom. Auf unserer Themenseite finden Sie News, Übersichten und CME-Kurse zu dieser bösartigen Tumorerkrankung aus der Gruppe der Non-Hodgkin-Lymphome. Neue Sicherheitssignale von Isa-Pd wurden bei der Langzeitauswertung nicht festgestellt. Die häufigsten unerwünschten Wirkungen von Grad drei und mehr der (länger angewendeten) Isa-Pd-Therapie waren Neutropenie (50% vs. 35% mit Pd), Pneumonie (23% vs. 21%) und Thrombozytopenie (13% vs. 12%). Schwerwiegende Therapienebenwirkungen wurden bei 73% vs. 60% der Patienten registriert, am häufigsten handelte es sich dabei in beiden Gruppen um Pneumonien. Bei jeweils zwei Todesfällen wurde ein Zusammenhang mit der Therapie angenommen. Finale OS-Ergebnisse stehen noch aus „Die Studie liefert erstmals Evidenz für die Langzeitwirksamkeit von Isa in Kombination mit Pd bei Patienten mit rezidivierendem und refraktärem multiplem Myelom“, schreiben Richardson et al. Die Forscher betonen, dass die PFS-Verlängerung unter Isa-Pd gegenüber Pd auch dann erhalten bleibt, wenn die meisten Patienten eine weitere Therapie erhalten haben. Ob Isa-Pd im Hinblick auf das Überleben ebenfalls signifikant besser ist als Pd, werden die finalen Ergebnisse der noch laufenden Studie zeigen müssen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie wirkt sich bei Patienten mit rezidiviertem und refraktärem multiplem Myelom die Hinzunahme von Isatuximab (Isa) zu Pomalidomid/Dexamethason (Pd) auf das Gesamtüberleben (OS) aus? Antwort: In der ICARIA-MM-Studie wurde das mediane OS mit Isa-Pd statt Pd um 6,9 Monate verlängert (24,6 vs. 17,7 Monate), der Unterschied verfehlte knapp die statistische Signifikanz. Beim PFS waren die Isa-Pd-Patienten (trotz Folgetherapie bei 60% bzw. 72% der Pd-Patienten) weiterhin im Vorteil (11,1 vs. 5,9 Monate). Bedeutung: Die Langzeitauswertung bestätigt den Stellenwert von Isa-Pd als wirksamen Therapiestandard. Im Hinblick auf das OS sind die finalen Studienergebnisse abzuwarten. Einschränkung: Unverblindete Behandlung; OS-Verlängerung nicht statistisch signifikant.

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