Auch Myelompatienten profitieren von CAR-T-Zelltherapie

Bei manchen Patienten mit einem therapierefraktären und rezidivierenden multiplen Myelom ist eine CAR-T-Zelltherapie eine Behandlungsoption, wie die Ergebnisse einer Phase-1-Studie vermuten lassen. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Die meiste Erfahrung mit der CAR-T-Zelltherapie gibt es bei Patienten mit hämatologischen Krebserkrankungen. Am häufigsten war bisher CD19 auf B-Lymphozyten das Zielantigen. Eine Alternative ist der Oberflächenmarker BCMA (B-Cell Maturated Antigen), der auch auf reifen Myelomzellen exprimiert wird. Onkologen um Dr. Noopur Raje vom Massachusetts General Hospital Cancer Center in Boston in den USA haben jetzt patienteneigene T-Lymphozyten jeweils gentechnisch so verändert, dass sie chimäre Rezeptoren tragen, die zum einen BCMA erkennen und zum anderen zwei weitere Komponenten für eine bessere Wirksamkeit enthalten. T-Lymphozyten der zweiten Generation hergestellt Mit einem solchen T-Zellpräparat gelang bereits im Tierversuch eine anhaltende Eliminierung der Myelomzellen mit 100%iger Überlebensrate. Jetzt wurde das mit bb2121 bezeichnete Zellpräparat der zweiten CAR-T-Zellgeneration in einer Phase-1-Studie bei 33 Patienten mit therapierefraktärem und rezidivierendem multiplem Myelom geprüft. Unterstützt wurde die Studie mit dem primärem Endpunkt Sicherheit von den Unternehmen Bluebird Bio und Celgene, dem Hersteller des Zellprodukts. Empfehlung der Redaktion Multiples Myelom – Themenseite Das Multiple Myelom stellt etwa 10% aller Krebserkrankungen des blutbildenden Systems. Häufig als Synonym gebraucht wird der Begriff Plasmozytom. Auf unserer Themenseite finden Sie News, Übersichten und CME-Kurse zu dieser bösartigen Tumorerkrankung aus der Gruppe der Non-Hodgkin-Lymphome. Die Patienten hatten vor der CAR-T-Zellinfusion median sieben Myelomtherapien erhalten, mindestens drei und maximal 23. Bei allen Patienten außer einem war eine Stammzelltransplantation vorgenommen worden. Unter den verabreichten Medikamenten waren Bortezomib, Carfilzomib, Lenalidomid, Pomalidomid und Daratumumab. Fast jeder zweite Patient hatte ein zytogenetisches Hochrisikoprofil, die Patienten hatten also die Marker del(17p), t(4;14) oder t(14;16). Median waren die Studienteilnehmer 60 Jahre alt (37–75). Die Myelomdiagnose lag zum Zeitpunkt der Therapie median fünf Jahre (1–36) zurück. 67% der Patienten hatten ein Myelom im Stadium II oder III, bei 27% lag eine extramedulläre Erkrankung vor. Bei allen Patienten war es schließlich gelungen, ein autologes CAR-T-Zellpräparat mit Spezifität für BCMA herzustellen. 30 der 33 Patienten erhielten einmalig mindestens 150 x 106 autologe CAR-T-Zellen. Keine neuartigen Nebenwirkungen beobachtet Als Folge der Chemotherapie zur Lymphozytendepletion vor der Reinfusion der veränderten Zellen kam es wie erwartet zu Neutropenie (bei 85% der Patienten), Anämie (45%), Leukopenie (58%) und Thrombozytopenie (45%). Nach der Reinfusion erholten sich die Zelltiter innerhalb weniger Wochen. Wie bei anderen CAR-T-Zelltherapien kam es auch unter dem Präparat bb2121 bei den meisten Patienten zu einem mäßig ausgeprägten Zytokinfreisetzungssyndrom, und zwar bei 76%. Bis zu den ersten Symptomen dauerte es einen bis 25 Tage (median: 2). Sie hielten zwischen einem und 32 Tage (median: 5) lang an. Nur sieben Patienten mussten als Gegenmaßnahme mit dem Antikörper Tocilizumab und vier Patienten mit Glukokortikoiden behandelt werden, was offenbar die Wirksamkeit der CAR-T-Zelltherapie nicht beeinträchtigte. Außer auf die Sicherheit der Zelltherapie richteten die Onkologen ihr Augenmerk auch auf die Wirksamkeit der Behandlung. Wie sie berichten, lag die objektive Ansprechrate bei 85%. Bei fast jedem zweiten Patienten (45%) handelte es sich um ein komplettes Ansprechen, bei sechs von ihnen kam es später zu einem Rezidiv. Das mediane progressionsfreie Überleben betrug bei Reinfusionen mit hohen Zellzahlen 11,8 Monate. Ein Jahr nach der einmaligen Behandlung lebten noch 40% der Patienten ohne Krankheitsprogression. Die CAR-T-Zellen ließen sich noch ein Jahr nach der Reinfusion nachweisen. Bei 16 Patienten mit mindestens partieller Remission konnte der MRD-Status (Minimal Residual Disease, minimale Resterkrankung) untersucht werden. Bei ihnen lag der Wert bei weniger als 10–4 kernhaltigen Zellen. Bei 15 der 16 Patienten wurde ein MRD-Status von 10–5, bei drei Patienten von 10–6 ermittelt. Mit Einverständnis der behandelten Patienten werden sie nach den Vorgaben der US-Zulassungsbehörde FDA über 15 Jahre nachverfolgt. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie sicher und erfolgreich ist beim therapierefraktären Myelom eine CAR-T-Zelltherapie mit einer Spezifität für den B-Zellmarker BCMA? Antwort: Bei zuvor erfolglos intensiv behandelten Patienten lässt sich durch die autologe Zelltherapie bei ausreichendem Sicherheitsprofil eine objektive Ansprechrate von 85% erzielen, bei 45% sogar eine komplette Remission. Bedeutung: Die Studie liefert weitere Hinweise auf den therapeutischen Nutzen einer CAR-T-Zelltherapie gegen das Antigen BCMA. Einschränkung: Kleine Studie der Phase 1.

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