10.04.2017 | Muskuloskelettale Radiologie | Galerie
9 häufige Zufallsbefunde des muskuloskeletalen Systems
Bei bis zu 40 % der Schnittbildgebungen finden sich Zufallsbefunde. Etwa 6 % entfallen dabei auf das Skelett. Klicken Sie sich in dieser Bilderstrecke durch häufige Zufallsbefunde des muskuloskeletalen Systems - inklusive ihren Schlüsseln zur Diagnose.
Osteodysthropia deformans Paget
Die Osteodystrophia deformans Paget bezeichnet eine Erkrankung des Skelettsystems, bei der es zu einer fokalen exzessiven Knochenresorption mit anschließender überschießender Geflechtknochenneubildung kommt.
Schlüssel zur Diagnose:
Patient über 40 Jahre, umschriebene Osteolyse am Achsenskelett (man achte dann auf eine keilförmige Erscheinung, den „Bohrkopf“ nach Freyschmidt) oder im Schädel, kräftige Mehrspeicherung in der Knochenszintigraphie.
Abbildungshinweis: Computertomographie des Beckenskeletts im Knochenfenster in koronarer (a) und axialer Schichtführung (b) mit dem Nebeneinander fleckig mehrsklerosierter sowie osteolytischer Areale. Die 99mTc-DPD-Szintigraphie (c) des gleichen Patienten zeigt eine deutliche Mehrspeicherung im Beckenskelett – in der Zusammenschau passend zu einer Osteodystrophia deformans Paget im gemischten Stadium.
Fibröse Dysplasie
Die fibröse Dysplasie (FD) bezeichnet eine anlagebedingte Störung, bei der normales Knochenmark durch fibroossäres Gewebe ersetzt wird, sie entsteht durch eine Mutation des GNAS-1-Gens.
Schlüssel zur Diagnose:
Volumenzunahme mit mattglasartiger Binnenstruktur am Becken oder proximalen Femur, typischerweise ohne Periostreaktion.
Abbildungshinweis: a Koronare Computertomographie des proximalen Femurs. Deutlich erkennbar sind die als Hirtenstabdeformität beschriebene varische Deformierung und das charakteristische mattglasartige Stroma (durchsichtiger Pfeil). Begleitende mediale Schenkelhalsfraktur (weißer Pfeil). Koronare T1w- (b), sagittale T2w- (c) und axiale T2w-fettgesättigte (d) Sequenz eines anderen Patienten mit T1w-muskelisointener Darstellung der fibrösen Dysplasie. Aufgrund der unterschiedlichen Stromazusammensetzung kann die fibröse Dysplasie in der T2w-Sequenz hypo- bis stark hyperintens sein.
Enchondrome
Enchondrome sind benigne Knochentumoren.
Schlüssel zur Diagnose:
Geographische Osteolyse mit chondrogener Binnenmatrix am distalen Femur, der proximalen Tibia oder den kurzen Röhrenknochen der Hand.
Mehr zu chondrogenen Knochentumoren
Abbildungshinweis: a Anteroposteriores Röntgenbild mit einem Enchondrom im distalen Femur (Pfeil). Gut erkennbar ist die geographische Osteolyse mit chondrogener Binnenmatrix (Rings-and-arcs-Verkalkungen). Sagittale T2w- (b), koronare T1w- (c) und kontrastmittelgestützte, fettgesättigte koronare T1w- (d) Sequenzen eines anderen Patienten. Es zeigen sich die typischen T1w- und T2w-hypointensen Verkalkungen mit interponiertem T2w-hyperintensem Knorpelgewebe.
Metaphysärer fibröser Defekt
Metaphysäre fibröse Defekte, die ab einer Größe von 3 cm auch nichtossifizierende Fibrome (NOF), bei einer Größe unter 3 cm auch fibröse Kortikalisdefekte genannt werden, sind nichtneoplastische, fibröse Läsionen.
Schlüssel zur Diagnose:
Typische Lodwick-IA-Läsion, metaphysäre und exzentrische Lokalisation, glatter Sklerosesaum.
Abbildungshinweis: a Anteroposteriores Röntgenbild eines Patienten mit nichtossifizierendem Fibrom (NOF, Pfeil). Es zeigt sich eine exzentrische geographische Osteolyse mit randständiger Sklerose (Lodwick 1A). Koronare T1w- (b), sagittale T2w- (c) und fettgesättigte axiale T2w- (d) Sequenz eines anderen Patienten mit T1w-iso- bis hypointenser und T2w-iso- bis hyperintenser Darstellung des NOF
Kompaktainseln
Kompaktainseln, auch „bone islands“ oder Enostome genannt, sind asymptomatische hamartöse Herde dichter Knochenstruktur im spongiösen Knochen.
Schlüssel zur Diagnose:
Kräftige, homogene Mehrsklerosierung mit radiären Spiculae, fehlender Mehrspeicherung in der Knochenszintigraphie (<10 %) und homogener T1w- und T2w-Hypointenstiät in der MRT.
Abbildungshinweis: Computertomographie (CT) von mehreren kleinen periartikulären Kompaktainseln.
Diffuse idiopathische Skeletthyperostose
Die diffuse idiopathische Skeletthyperostose (DISH, früher Morbus Forestier) bezeichnet eine nichtentzündliche Erkrankung der Wirbelsäule.
Schlüssel zur Diagnose:
Homogene Verkalkung des vorderen Längsbandes über mindestens 4 Bandscheibensegmente, unauffällige Höhe der Bandscheibenfächer.
Abbildungshinweis: Computertomographie des Halses in Höhe des Schildknorpels bei DISH. Zwischen dem Wirbelkörper und den Verknöcherungen im vorderen Längsband befindet sich ein hypodenser Bereich.
Wirbelkörperhämagiome
Wirbelkörperhämangiome sind intraossäre venöse Malformationen.
Schlüssel zur Diagnose:
In der CT-Bildgebung zeigen sich vergröberte Trabekel, die in axialer Schichtführung zum charakteristischen „Polka-Dot“- und sagittal zum „Corduroy“-Muster führen. In der MRT stellen sich die klassischen Hämangiome infolge ihres Fettgehalts T1w-hyperintens und wegen des hohen Gefäßanteils T2w-hyperintens und Kontrastmittel(KM)-affin dar.
Abbildungshinweis: Axiale CT (a) sowie sagittale T2w- (b) und sagittale T1w- (c) MRT eines Patienten mit typischem Wirbelkörperhämangiom des LWK4. Der Pfeil in c zeigt auf die Tarlov-Zyste auf Höhe SWK 2. In der CT zeigt sich das klassische Polka-Dot-Muster durch vergröberte und rarefizierte Trabekel. Sowohl in der T2w- als auch in der T1w-Bildgebung hyperintense Darstellung der Läsion als Ausdruck des hohen Fettgehalts des Hämangioms. Fettgesättigte, kontrastmittelgestützte axiale T1w- (d), sagittale T2w- (e) und sagittale T1w- (f) Sequenzen eines Patienten mit bioptisch gesichertem atypischem Hämangiom. Der Pfeil in f zeigt auf die typischen radiären Ausläufer einer Kompaktainsel. Aufgrund des geringen Fettgehalts können atypische Wirbelkörperhämangiome in der T1w-Sequenz hypointens zur Darstellung kommen.
Tarlov-Zysten
Tarlov-Zysten sind perineurale Zysten, die klassischerweise an den sakralen Wirbelsegmenten auftreten.
Schlüssel zur Diagnose:
Sakrale, in allen Sequenzen liquorisointense Raumforderung.
Abbildungshinweis: a Röntgen eines Patienten mit solitärer Knochenzyste. Randständig sklerosierte geographische Osteolyse mit geringer Auftreibung des proximalen Humerus. b Sagittale Computertomographie einer DISH mit Verkalkungen des vorderen Längsbandes über mindestens 4 benachbarte Segmente (Pfeilspitzen) und weitestgehend normaler Darstellung der Bandscheibenfächer. c Sagittale T2w-Sequenz einer sakralen Tarlov-Zyste (schwarzer Pfeil) mit rundlichen liquorisointensen sakralen Raumforderungen. d Axiale Computertomographie einer Kompaktainsel. Lokalisierte kräftige Mehrsklerosierung mit radiären Spiculae als charakteristisches Zeichen (weißer Pfeil)
Juvenile (solitäre) Knochenzysten
Solitäre oder juvenile Knochenzysten (SKZ) sind benigne, flüssigkeitsgefüllte Hohlräume, die in etwa der Hälfte aller Fälle am proximalen Humerus sowie in einem Viertel aller Fälle am proximalen Femur vorkommen.
Schlüssel zur Diagnose:
Patient jünger als 20 Jahre, geographische Osteolyse am proximalen Humerus oder proximalen Femur.
Mehr zu juvenilen Knochenzysten
Abbildungshinweis: Juvenile Knochenzyste der proximalen Fibula bei einer 17-jährigen Frau.