Thymektomie hilft, wirkt aber keine Wunder

Seit Jahrzehnten wird darüber spekuliert, welcher Stellenwert der Thymektomie in der Therapie der Myasthenia gravis zukommt und für welche Patienten sich der Eingriff lohnt. Nun liegen die Ergebnisse einer randomisierten und kontrollierten Studie dazu vor. Dafür, die Thymektomie ins Arsenal der Therapieverfahren für Patienten mit Myasthenia gravis (MG) aufzunehmen, sprechen einige Indizien. Sie belegen die zentrale Rolle, die der Thymus in der Pathogenese der Erkrankung spielt. 10 % der Patienten mit MG weisen Thymome auf; hier gilt die Thymektomie als zwingend nötig, um der weiteren Ausbreitung entgegenzuwirken. Bei bis zu 70 % der übrigen Patienten zeigt der Thymus hyperplastische Veränderungen. Allerdings lassen es die Erfolge der immunsuppressiven Therapie als strittig erscheinen, ob die Thymektomie wirklich geboten ist. In der internationalen, randomisierten und Auswerter-verblindeten MGTX(Thymectomy Trial in Non-Thymomatous Myasthenia Gravis Patients Receiving Prednisone Therapy)-Studie, an der auch Forscher der Universitäten Mannheim, Heidelberg und Mainz beteiligt waren, ist die Frage untersucht worden, ob eine ausgedehnte transsternale Thymektomie in Kombination mit einer Prednisontherapie der alleinigen Gabe von Prednison überlegen ist. Die Wissenschaftlergruppe um den Neurologen Gil Wolfe von der State University of New York in Buffalo loste dafür 126 Patienten mit leichter bis mäßiger generalisierter MG ohne Thymom den beiden Therapiegruppen zu. Bilanz nach drei Jahren Nach drei Jahren wurde Bilanz gezogen. Die Ergebnisse sprachen für die Thymektomie. MG-Patienten, die sich dem Eingriff unterzogen hatten, erzielten niedrigere Werte im Quantitative Myasthenia Gravis Score. Im Schnitt lagen die operierten MG-Patienten bei 6,15 Punkten verglichen mit 8,99 Punkten in der Gruppe der konservativ behandelten (Ausgangswerte 11,40 bzw. 12,35). Der Score reicht von bestenfalls 0 bis zu schlechtestenfalls 39 Punkten, in der MGTX-Studie galt eine Punktzahl unter 14 als Ziel. Ein Unterschied von 2,3 Punkten ist als klinisch relevant anzusehen – eine Differenz also, die im Vergleich der Thymektomie mit der konservativen Behandlung leicht überboten wurde. Die noch einzunehmende Prednison-Dosis war in der Thymektomiegruppe geringer (44 mg vs. 60 mg jeden zweiten Tag). Zudem benötigten die Patienten nach Entfernung des Thymus seltener eine Immunsuppression mit Azathioprin (17 % vs. 48 %). Der Anteil von Patienten, die exazerbationsbedingt stationär behandelt werden mussten, lag nach Thymektomie ebenfalls niedriger (9 % vs. 37 %). 67 % der Patienten nach Thymektomie und 47 % der Kontrollpatienten erreichten einen Krankheitsstatus mit minimalen Symptomen. Keinen Unterschied zwischen beiden Gruppen gab es bei den Komplikationen. Was die therapiebedingten Symptome anging – meist durch Nebeneffekte der Kortikoidtherapie verursacht –, waren die Patienten nach Thymektomie im Vorteil. „In der Summe hat unsere randomisierte, medikationskontrollierte und für die Auswerter verblindete Untersuchung einen Nutzen der Thymektomie für Patienten mit Myasthenia gravis ergeben“, schreiben Wolfe und Mitarbeiter im Studienresümee. Dies gelte für den Bedarf an Prednison und Azathioprin, die Zahl der Symptome und die Belastung durch die immunsuppressive Therapie sowie die Notwendigkeit der stationären Aufnahme.

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