Erschienen in:
29.04.2019 | Myelodysplastische Syndrome | Topic
Klonale Hämatopoese – Teil 1
Entwicklung und Malignomrisiko
verfasst von:
Prof. Dr. D. Haase
Erschienen in:
best practice onkologie
|
Ausgabe 5/2019
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Klonale Hämatopoese ist definiert als Auftreten von Mutationen in Leukozyten des peripheren Bluts bei nicht hämatologisch erkrankten Individuen. Diese Sequenzveränderungen betreffen oft Gene, die wichtige Treibergene, z. B. DNMT3A und TET2, für hämatologische Neoplasien (hN) wie myelodysplastische Syndrome (MDS), myeloproliferative Neoplasien (MPN) und akute myeloische Leukämien (AML) darstellen. In diesem Zusammenhang wurde der Begriff der CHIP – klonale Hämatopoese unbestimmten Potenzials – geprägt. Der Nachweis von CHIP-Mutationen ist mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und hN assoziiert. Der Begriff CCUS – klonale Zytopenie unklarer Signifikanz – bezeichnet Situationen, in denen bei unklaren Zytopenien ohne signifikante Dysplasien dennoch klonale Mutationen nachweisbar sind. So stellen CCUS Vorstufen für MDS dar. Die Evolution von CHIP bis zu MDS oder sekundärer AML ist geprägt von Zunahme der Klongröße, Akquisition weiterer Mutationen und Einfluss wichtiger Kofaktoren wie der Knochenmarksnische, Immunsurveillance, Inflammation u. a. Das Risiko des Übergangs einer Zytopenie in eine hämatologische Systemerkrankung hängt ab von der Art und Anzahl der Mutationen. Der Nachweis von CHIP ist prädiktiv für das Entstehen von MDS und AML, z. T. Jahre vor Ausbruch der Erkrankungen, und assoziiert mit dem Risiko für und der Prognose von therapieassoziierten myeloischen Neoplasien. Auch ist CHIP relevant für aplastische Anämien, chronisch lymphatische Leukämien (CLL), maligne Lymphome und solide Tumoren. Bezogen auf die Gesamtpopulation werden die meisten Personen mit Nachweis einer CHIP zwar niemals eine hämatologische Systemerkrankung entwickeln, weisen aber dennoch eine erhöhte Gesamtmortalität auf.