Eine Patientin stellte sich 8 Tage nach einer komplikationslosen Kataraktoperation des rechten Auges vor. Präoperativ bestand am rechten Auge eine Hyperopie von +1,25 dpt (Achsenlänge 23,3 mm) und am linken Auge von +0,75 dpt (Achsenlänge 23,4 mm). Angestrebt war eine Emmetropie am operierten rechten Auge. Die Refraktionsmessung bei der Wiedervorstellung ergab jedoch eine Myopie von −3,75 dpt sphärisch. Anamnestisch gab die Patientin eine subjektive Zunahme der Myopie seit der Operation an. Die Spaltlampenbiomikroskopie zeigte eine regelrecht im Kapselsack positionierte Intraokularlinse (IOL), welche der Irisrückfläche anlag. Deutlich erkennbar war jedoch eine Distension des hinteren Kapselsackes, wobei die hintere Linsenkapsel weit posterior der IOL-Optik lokalisiert war (Abb. 1a, gelbe Pfeile).
Abb. 1
„Capsular bag distension syndrome“ (CBDS). Vor der Eröffnung der Hinterkapsel (a) zeigt sich eine der Iris anliegende Intraokularlinse. Das hintere Blatt der Linsenkapsel (gelbe Pfeile) liegt tief im Glaskörperraum. Nach der Eröffnung der Hinterkapsel (b) zeigen sich eine deutliche Vertiefung der Vorderkammer und eine kleine YAG-Lücke (Asterisk). Die Hinterkapsel (gelbe Pfeile) liegt nun an der IOL-Rückfläche an. Zwischen der IOL-Vorderfläche und der Irisrückfläche ist ein deutlicher Spalt vorhanden. Zwischen Hinterkapsel und vorderer Glaskörpergrenzmembran (grüne Pfeile) ist nun die Flüssigkeit aus dem Kapselsack erkennbar
Bis 2050 wird etwa jedes dritte Kind in Europa kurzsichtig sein [1]. Zur Vermeidung sehkraftgefährdender Folgekomplikationen ist die Progressionsverlangsamung der pädiatrischen Myopie* – z. B. mit niedrig dosiertem Atropin – von zentraler Bedeutung [2,3].