Menschen mit psychischen Erkrankungen werden in ihrem privaten und beruflichen Umfeld nach wie vor damit konfrontiert, dass andere Menschen unwissend bzw. unreflektiert pauschale Vorurteile über psychische Krankheiten und psychisch Kranke auf sie projizieren. Insbesondere schwer psychisch kranke Menschen werden weiterhin stigmatisiert und ausgegrenzt. Oft wirken Stigmatisierung und Diskriminierung wie eine „zweite Erkrankung“
1 mit der Konsequenz eines (weiteren) sozialen Rückzugs und nicht selten auch einer Geheimhaltung der Erkrankung mit wiederum negativen Folgen für den weiteren Erkrankungsverlauf.
Wer sich für eine Psychotherapie interessiert oder in psychotherapeutische Behandlung begibt, kann dies folglich als peinlich oder beschämend erleben, „outet“ der Betroffene sich doch damit indirekt gegenüber seiner Umwelt als psychisch kranker Mensch.
Auch bezüglich der Eigenschaften von Psychotherapeuten gibt es Vorurteile: Insbesondere in Filmen und Serien werden die dargestellten Psychotherapeuten selbst in stereotyper Weise als hilflos, neurotisch oder narzisstisch – jedenfalls als selbst behandlungsbedürftig – dargestellt.
Solche Mythen und Vorurteile können als mentale Hürde der Aufnahme einer ambulanten Psychotherapie entgegenstehen. Das ist unnötig und schadet den betroffenen Menschen, die sich aus Scham oder Angst vor Ausgrenzung nicht bzw. verspätet in eine adäquate psychotherapeutische und auch psychiatrische Behandlung begeben.
Bevor wir uns näher mit dem eigentlichen Thema, der Psychotherapie, beschäftigen, wollen wir daher anhand von sieben beispielhaft ausgewählten Mythen und Vorurteilen einige der möglichen Hindernisse, die eine Aufnahme einer psychotherapeutischen Unterstützung unnötig erschweren, aus dem Weg räumen.
Zusammenfassung
Psychische Erkrankungen sind häufig. Leider werden Menschen mit psychischen Erkrankungen nach wie vor mit negativen Stereotypen konfrontiert, stigmatisiert und ausgegrenzt. Dies hält Betroffene nicht selten davon ab, rechtzeitig oder überhaupt psychotherapeutische Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Psychotherapie ist kein Luxus. Sie ist die nachgewiesen wirksame Standardbehandlung bei vielen psychischen Erkrankungen und Regelleistung der Krankenkassen.