05.09.2017 | Nacken- und Rückenschmerz | Kasuistiken
Histrionische Persönlichkeitsstörung und Schmerz – wenn eine psychische Störung operiert wird
verfasst von:
Dr. M. Brinkers, B. Balkaner, G. Pfau
Erschienen in:
Manuelle Medizin
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Ausgabe 5/2017
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Zusammenfassung
Hintergrund
In diesem Beitrag sollte der Frage nachgegangen werden, ob sich verhindern lässt, dass Patienten mit Schmerzen psychischer Genese operiert werden.
Methoden
Zwei Kasuistiken werden vorgestellt, bei denen es Patientinnen gelang, aufgrund ihrer histrionischen Persönlichkeit Ärzte für eine operative Schmerztherapie zu manipulieren. Im 1. Fall handelt es sich um eine 64-jährige Patientin mit jahrelang erfolgreicher medikamentöser Reduktion von Rückenschmerzen. Dann jedoch bekam sie Angst vor einer „opioidbedingten Zerstörung ihres Körpers“ und unternahm einen stationären Entzug. Als die Schmerzen wiederkehrten, begann sie auf eigenen Wunsch erneut eine medikamentöse Behandlung. Nach deren Scheitern stellte sie sich mit ihren Beschwerden bei Orthopäden vor. Diese schlugen als Schmerztherapie eine operative Korrektur ihrer adulten Skoliose vor, die auch erfolgte. Im 2. Fall stellte sich eine 64-jährige Patientin in der Schmerzambulanz wegen Schulter- und Rückenschmerzen vor. Die somatische und psychische Untersuchung ergab, dass multiple Beschwerden allein durch die Psyche erheblich moduliert wurden. Der eigene Therapieansatz war daher eine geplante Stabilisierung der Psyche vor einer Schmerztherapie. Dennoch ließ sich die Patientin wegen einer adulten Skoliose operieren.
Schlussfolgerungen
In beiden Fällen gab es keine massiven Veränderungen der Wirbelsäule im Sinne eines Bandscheibenvorfalls oder eines Tumorgeschehens. Die Indikation für ein operatives Vorgehen ergab sich allein aus den von den Patientinnen vorgetragenen starken Schmerzen. Neben den Patienten, die unter erheblichen Schmerzen aufgrund körperlicher Veränderungen leiden, gibt es jene, deren Leiden sich nicht auf unmittelbares Erleben gründet, sondern auf das, was erlebt werden möchte.