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Die Dermatologie

Melanom in Assoziation mit einem Nävus oder „naevus sur naevus“?

  • Open Access
  • 10.07.2025
  • Nävi
  • Dermatoskopie - Fall des Monats
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Hinweis des Verlags

Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral.

Anamnese

Eine 19-jährige Patientin wird im Rahmen einer Hautkrebsvorsorgeuntersuchung vorstellig. Sie hat multiple melanozytäre, teils gruppierte Nävi und lässt diese seit 4 Jahren in regelmäßigen Abständen kontrollieren.
Anamnestisch gibt sie an, dass ihr ein ungewöhnlicher melanozytärer Nävus am Rücken aufgefallen sei. Sie habe sich an dieser Stelle vor 3 Monaten verletzt, danach kam es zur Veränderung. Weitere Auffälligkeiten bestanden zum Zeitpunkt der Vorstellung nicht.

Hautbefund

Neben mehreren unauffälligen melanozytären Nävi am Rücken zeigte sich infraskapulär rechts eine gering unregelmäßig begrenzte, ovale mittelbraune, flache Plaque, die im Randbereich eine unscharf begrenzte, dunkelbraune unregelmäßige Pigmentierung zeigte (Abb. 1).
Abb. 1
Klinisches Bild der melanozytären Läsion
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Im Dermatoskop war im lateralen Bereich eine asymmetrisch schwarze Pigmentierung mit „starburst pattern“ und radialen Streifen zur Peripherie hin sichtbar. Der helle Teil der melanozytären Läsion wies eine homogene Pigmentierung mit dunkelbraunen regelmäßigen Schollen auf (Abb. 2).
Abb. 2
Dermatoskopisches Bild: im lateralen Bereich asymmetrische schwarze Pigmentierung mit „starburst pattern“ und radialen Streifen zur Peripherie hin. Homogene Pigmentierung mit dunkelbraunen regelmäßigen Schollen im hellen Teil der melanozytären Läsion
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Verlauf

Anhand dieser Befunde konnte ein Melanom in Assoziation mit einem melanozytären Nävus nicht ausgeschlossen werden. Daher erfolgte eine Totalexzision.

Diagnose

Die Histologie ergab einen atypischen melanozytären Nävus vom Compound-Typ mit teils kongenitalem Wachstumsmuster. Die Läsion wies fokal Merkmale eines Rezidivnävus mit Fibrosierungszonen auf.
In Zusammenschau der Befunde wurde ein Rezidivnävus im melanozytären Nävus, ein sog. „naevus sur naevus“, als Diagnose gestellt.

Diskussion

Rezidivnävi sind gutartige melanozytäre Neubildungen ohne nachweislich erhöhtes Risiko für eine maligne Entartung [1]. Es kommt zu einem neuerlichen Wachstum von Melanozyten nach totaler oder subtotaler Entfernung mittels Laserbehandlungen, Shaving, Stanzbiopsien oder Verletzungen, die zu Narben führen. Die histologischen Merkmale können jenen eines regressiven oder Rezidivmelanoms ähneln [24]. Häufiger sind weibliche Patienten betroffen [2].
In der Diagnostik ist es entscheidend festzustellen, ob die Pigmentierung infolge einer unvollständigen Exzision des melanozytären Nävus oder durch ein Nävus-assoziiertes Melanom auftritt.
Rezidivierende melanozytäre Nävi sind häufig am Rücken lokalisiert, treten typischerweise innerhalb von 6 Monaten nach dem Trauma auf, und die Betroffenen sind jünger [46]. In der retrospektiven Beobachtungsstudie von Blum et al. zeigte sich, dass Rezidivmelanome häufiger bei PatientInnen über 30 Jahren auftreten und hauptsächlich an Kopf und Hals lokalisiert sind [4]. Letzteres stimmt mit den Studienergebnissen von Heck et al. überein [3].
Als stärkstes Anzeichen für ein rezidivierendes Melanom gilt eine Repigmentierung, die den Narbenrand überschreitet, bei rezidivierenden melanozytären Nävi erfolgt die erneute Pigmentierung innerhalb der Narbe [1, 4].
Im beschriebenen Fall könnte anhand der anamnestischen Angaben (Patientenalter, zeitliche Entwicklung) bereits eine klinische Verdachtsdiagnose gestellt werden. Dermatoskopisch zeigten sich jedoch Melanom-typische Merkmale. Es wurde daher differenzialdiagnostisch auch an ein Melanom in Assoziation mit einem kongenitalen Nävus gedacht und die Läsion entfernt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in Fällen, bei denen klinisch und dermatologisch ein Melanom nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann, eine Exzision erfolgen sollte.
Außerdem ist es für die histologische Diagnostik wichtig, anamnestische Daten miteinfließen zu lassen.

Einhaltung ethischer Richtlinien

Interessenkonflikt

J. Resch, I. Fried und R. Hofmann-Wellenhof geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Für diesen Beitrag wurden von den Autor/-innen keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien. Für Bildmaterial oder anderweitige Angaben innerhalb des Manuskripts, über die Patient/-innen zu identifizieren sind, liegt von ihnen und/oder ihren gesetzlichen Vertretern/Vertreterinnen eine schriftliche Einwilligung vor.
Open Access Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden. Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbildungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das betreffende Material nicht unter der genannten Creative Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Materials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers einzuholen. Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der Lizenzinformation auf http://​creativecommons.​org/​licenses/​by/​4.​0/​deed.​de.

Hinweis des Verlags

Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral.

ao. Univ. Prof. Dr. Rainer Hofmann-Wellenhof

ehem. Leiter der Forschungseinheit Teledermatologie, Prävention und innovative diagnostische Verfahren in der Dermatoonkologie

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Titel
Melanom in Assoziation mit einem Nävus oder „naevus sur naevus“?
Verfasst von
Julia Resch
Isabella Fried
ao. Univ. Prof. Dr. Rainer Hofmann-Wellenhof
Publikationsdatum
10.07.2025
Verlag
Springer Medizin
Schlagwörter
Nävi
Melanom
Dermatologie
Erschienen in
Die Dermatologie / Ausgabe 8/2025
Print ISSN: 2731-7005
Elektronische ISSN: 2731-7013
DOI
https://doi.org/10.1007/s00105-025-05534-9
1.
Zurück zum Zitat Longo C, Moscarella E, Pepe P, Cesinaro AM, Casari A, Manfredini M et al (2011) Confocal microscopy of recurrent naevi and recurrent melanomas: a retrospective morphological study. Br J Dermatol 165(1):61–68PubMedCrossRef
2.
Zurück zum Zitat Brenn T (2012) Pitfalls in the evaluation of melanocytic lesions. Histopathology 60(5):690–705PubMedCrossRef
3.
Zurück zum Zitat Heck R, Ferrari T, Cartell A, Bakos RM (2019) Clinical and dermoscopic (in vivo and ex vivo) predictors of recurrent nevi. Eur J Dermatol 29(2):179–184PubMedCrossRef
4.
Zurück zum Zitat Blum A, Hofmann-Wellenhof R, Marghoob AA, Argenziano G, Cabo H, Carrera C et al (2014) Recurrent melanocytic nevi and melanomas in dermoscopy: results of a multicenter study of the international dermoscopy society. JAMA Dermatol 150(2):138–145PubMedCrossRef
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Zurück zum Zitat Botella-Estrada R, Nagore E, Sopena J, Cremades A, Alfaro A, Sanmartín O et al (2006) Clinical, dermoscopy and histological correlation study of melanotic pigmentations in excision scars of melanocytic tumours. Br J Dermatol 154(3):478–484PubMedCrossRef
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Zurück zum Zitat King R, Hayzen BA, Page RN, Googe PB, Zeagler D, Mihm MC (2009) Recurrent nevus phenomenon: a clinicopathologic study of 357 cases and histologic comparison with melanoma with regression. Mod Pathol 22(5):611–617PubMedCrossRef

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Bildnachweise
Nävus sur Nävus/© Resch J et al. doi.org/10.1007/s00105-025-05534-9 unter CC-BY 4.0, Die Leitlinien für Ärztinnen und Ärzte, Herpes Zoster am Rücken/© Mumemories / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell), DGIM Podcast-Reihe - Frailty/© (M) David L / peopleimages.com / Stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodell)