Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral.
Anamnese
Eine 19-jährige Patientin wird im Rahmen einer Hautkrebsvorsorgeuntersuchung vorstellig. Sie hat multiple melanozytäre, teils gruppierte Nävi und lässt diese seit 4 Jahren in regelmäßigen Abständen kontrollieren.
Anamnestisch gibt sie an, dass ihr ein ungewöhnlicher melanozytärer Nävus am Rücken aufgefallen sei. Sie habe sich an dieser Stelle vor 3 Monaten verletzt, danach kam es zur Veränderung. Weitere Auffälligkeiten bestanden zum Zeitpunkt der Vorstellung nicht.
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Hautbefund
Neben mehreren unauffälligen melanozytären Nävi am Rücken zeigte sich infraskapulär rechts eine gering unregelmäßig begrenzte, ovale mittelbraune, flache Plaque, die im Randbereich eine unscharf begrenzte, dunkelbraune unregelmäßige Pigmentierung zeigte (Abb. 1).
Im Dermatoskop war im lateralen Bereich eine asymmetrisch schwarze Pigmentierung mit „starburst pattern“ und radialen Streifen zur Peripherie hin sichtbar. Der helle Teil der melanozytären Läsion wies eine homogene Pigmentierung mit dunkelbraunen regelmäßigen Schollen auf (Abb. 2).
Abb. 2
Dermatoskopisches Bild: im lateralen Bereich asymmetrische schwarze Pigmentierung mit „starburst pattern“ und radialen Streifen zur Peripherie hin. Homogene Pigmentierung mit dunkelbraunen regelmäßigen Schollen im hellen Teil der melanozytären Läsion
Anhand dieser Befunde konnte ein Melanom in Assoziation mit einem melanozytären Nävus nicht ausgeschlossen werden. Daher erfolgte eine Totalexzision.
Diagnose
Die Histologie ergab einen atypischen melanozytären Nävus vom Compound-Typ mit teils kongenitalem Wachstumsmuster. Die Läsion wies fokal Merkmale eines Rezidivnävus mit Fibrosierungszonen auf.
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In Zusammenschau der Befunde wurde ein Rezidivnävus im melanozytären Nävus, ein sog. „naevus sur naevus“, als Diagnose gestellt.
Diskussion
Rezidivnävi sind gutartige melanozytäre Neubildungen ohne nachweislich erhöhtes Risiko für eine maligne Entartung [1]. Es kommt zu einem neuerlichen Wachstum von Melanozyten nach totaler oder subtotaler Entfernung mittels Laserbehandlungen, Shaving, Stanzbiopsien oder Verletzungen, die zu Narben führen. Die histologischen Merkmale können jenen eines regressiven oder Rezidivmelanoms ähneln [2‐4]. Häufiger sind weibliche Patienten betroffen [2].
In der Diagnostik ist es entscheidend festzustellen, ob die Pigmentierung infolge einer unvollständigen Exzision des melanozytären Nävus oder durch ein Nävus-assoziiertes Melanom auftritt.
Rezidivierende melanozytäre Nävi sind häufig am Rücken lokalisiert, treten typischerweise innerhalb von 6 Monaten nach dem Trauma auf, und die Betroffenen sind jünger [4‐6]. In der retrospektiven Beobachtungsstudie von Blum et al. zeigte sich, dass Rezidivmelanome häufiger bei PatientInnen über 30 Jahren auftreten und hauptsächlich an Kopf und Hals lokalisiert sind [4]. Letzteres stimmt mit den Studienergebnissen von Heck et al. überein [3].
Als stärkstes Anzeichen für ein rezidivierendes Melanom gilt eine Repigmentierung, die den Narbenrand überschreitet, bei rezidivierenden melanozytären Nävi erfolgt die erneute Pigmentierung innerhalb der Narbe [1, 4].
Im beschriebenen Fall könnte anhand der anamnestischen Angaben (Patientenalter, zeitliche Entwicklung) bereits eine klinische Verdachtsdiagnose gestellt werden. Dermatoskopisch zeigten sich jedoch Melanom-typische Merkmale. Es wurde daher differenzialdiagnostisch auch an ein Melanom in Assoziation mit einem kongenitalen Nävus gedacht und die Läsion entfernt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in Fällen, bei denen klinisch und dermatologisch ein Melanom nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann, eine Exzision erfolgen sollte.
Außerdem ist es für die histologische Diagnostik wichtig, anamnestische Daten miteinfließen zu lassen.
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Einhaltung ethischer Richtlinien
Interessenkonflikt
J. Resch, I. Fried und R. Hofmann-Wellenhof geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Für diesen Beitrag wurden von den Autor/-innen keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien. Für Bildmaterial oder anderweitige Angaben innerhalb des Manuskripts, über die Patient/-innen zu identifizieren sind, liegt von ihnen und/oder ihren gesetzlichen Vertretern/Vertreterinnen eine schriftliche Einwilligung vor.
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Hinweis des Verlags
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ao. Univ. Prof. Dr. Rainer Hofmann-Wellenhof
ehem. Leiter der Forschungseinheit Teledermatologie, Prävention und innovative diagnostische Verfahren in der Dermatoonkologie
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Longo C, Moscarella E, Pepe P, Cesinaro AM, Casari A, Manfredini M et al (2011) Confocal microscopy of recurrent naevi and recurrent melanomas: a retrospective morphological study. Br J Dermatol 165(1):61–68PubMedCrossRef
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Heck R, Ferrari T, Cartell A, Bakos RM (2019) Clinical and dermoscopic (in vivo and ex vivo) predictors of recurrent nevi. Eur J Dermatol 29(2):179–184PubMedCrossRef
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Botella-Estrada R, Nagore E, Sopena J, Cremades A, Alfaro A, Sanmartín O et al (2006) Clinical, dermoscopy and histological correlation study of melanotic pigmentations in excision scars of melanocytic tumours. Br J Dermatol 154(3):478–484PubMedCrossRef
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