Dauernd wund am Po: Eine Nahrungsmittelallergie?

Hinter einer hartnäckigen Windeldermatitis steckt möglicherweise eine (noch unentdeckte) Nahrungsmittelallergie. Forscher aus Istanbul schlagen vor, insbesondere solche Kinder zu testen, die gleichzeitig chronische gastrointestinale Symptome aufweisen. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Die sogenannte Windeldermatitis hat ihren Höhepunkt im Alter zwischen neun und zwölf Monaten. Ursächlich tragen viele Faktoren dazu bei: Wärmestau bei gleichzeitiger Nässe, Durchfall, orale Antibiotika, zu seltenes Wechseln der Windeln und damit verlängerte Exposition der Haut gegenüber Stuhl, Urin und Mikroorganismen. All das trägt zu einer Störung der Hautbarriere bei mit der Folge von Ausschlägen im Windelbereich. Um herauszufinden, welche Rolle Nahrungsmittelallergien in diesem schädlichen Reigen spielen, haben Forscher der Health Sciences University in Istanbul retrospektiv die Daten von 157 Babys (mittleres Alter: 13 Monate) ausgewertet, die seit mindestens einem Monat an einer Windeldermatitis litten und die aufgrund des Verdachts auf eine Allergie zwischen August 2015 und November 2017 in die pädiatrische Poliklinik für Allergie und Immunologie der Inönü-Universität in Istanbul eingewiesen worden waren. Dort hatte man mit sämtlichen Kindern Laboruntersuchungen und allergologische Tests durchgeführt, um etwaigen atopischen Erkrankungen auf die Spur zu kommen. Eine solche konnte in 123 Fällen festgestellt werden. In 96 Fällen wurde die Atopie auf Kuhmilch zurückgeführt, in 32 auf Eier, Weizen war in drei Fällen der Auslöser. Risiko vor allem bei multiplen Allergien erhöht 26 Kinder reagierten gleich auf mehrere Nahrungsmittel. In dieser Gruppe war das Risiko einer Windeldermatitis signifikant höher, die Verläufe waren schwerer, und auch das Risiko, dass der Ausschlag das gesamte Perineum betraf, war signifikant erhöht. Ein zusätzlicher Risikofaktor bestand offenbar darin, weniger als sechs Monate gestillt worden zu sein. Wie Dr. Mehmet Halil Celiksoy und sein Team betonen, sprachen die Kinder mit multiplen Nahrungsmittelallergien auch deutlich schlechter auf eine topische Behandlung der Dermatitis an. Elimination führt meist zur Abheilung Die Elimination des/der entsprechenden Nahrungsmittel führte insgesamt bei 74,5% der Betroffenen zu einem vollständigen oder teilweisen Abklingen des Ausschlags im Windelbereich. 42 Kinder hatten eine Nahrungsmittelallergie vom Typ I, 61 vom Typ II. Bei Patienten mit IgE-vermittelter Reaktion war im Mittel eine längere Ausschlussdiät erforderlich, bis der Ausschlag verschwunden war. Kinder mit einer Allergie vom Typ II oder mit Mischformen wiesen dafür im Mittel schwerere Ausschläge auf, die häufiger nicht auf topische Therapien ansprachen. Gastrointestinale Symptome fanden sich bei 78,3% der kleinen Patienten, darunter vor allem Durchfall. Die Forscher weisen darauf hin, dass es sich bei Ausschlägen im Windelbereich am häufigsten um eine irritative Dermatitis handelt, die durch den verlängerten Kontakt der Haut mit Urin und Faeces zustande kommt. Insbesondere wenn die Kinder unter Durchfall litten, stoße die Saugkraft der Windel an ihre Grenzen. In der Studie waren gastrointestinale Symptome deutlich mit Nahrungsmittelallergien assoziiert; das, so Celiksoy et al., sei auch der Grund, warum die Dermatitis sich nach einer Ausschlussdiät bei vielen Kindern gebessert hatte. Bei hartnäckigen Durchfällen Allergietest? Die Wissenschaftler fordern daher, „gerade bei Patienten mit persistierender Windeldermatitis und gastrointestinalen Symptomen die Durchführung allergologischer Tests zu erwägen“. Daneben kämen bei einer Dermatitis im Windelbereich immer auch allergische Reaktionen gegen Windelbestandteile infrage. In diesen Fällen trete der Ausschlag allerdings weniger am Perineum als vielmehr rund um die Oberschenkel und an der „Gürtellinie“ auf, dort wo die Windel in direktem Kontakt mit der Haut steht. Das Wichtigste in Kürze Frage: Inwieweit sind Nahrungsmittelallergien im Babyalter mit der Entwicklung einer chronischen Windeldermatitis verknüpft? Antwort: Ausschläge im Windelbereich, die länger als einen Monat andauern, stehen über den Durchfall möglicherweise im Zusammenhang mit einer Nahrungsmittelallergie. Bedeutung: Wenn Kinder, die an einer hartnäckigen Windeldermatitis leiden, häufig Durchfall haben, könnte das für eine Nahrungsmittelallergie sprechen. In diesem Fall ist möglicherweise eine Ausschlussdiät angezeigt. Einschränkung: Das retrospektive Design der Studie erlaubt keine Rückschlüsse hinsichtlich Kausalität.

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