Erschienen in:
13.10.2016 | Hypersomnie | Leitthema
Häufigkeitszunahme der Narkolepsie im Kindes- und Jugendalter
Fallserie eines pädiatrischen Schlaflabors (1995–2015)
verfasst von:
Prof. Dr. B. Schlüter, U. Schürmann, C. Roll
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 12/2016
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Zusammenfassung
Die Fallserie des Schlaflabors der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln umfasste in dem Zeitraum 1995–2015 64 Patienten mit Narkolepsie (32 Jungen, 32 Mädchen, Lebensalter [Median] 12,5 Jahre). Während in dem Zeitraum von 1995 bis 2010 (15 Jahre) bei 5 Patienten die Diagnose Narkolepsie gestellt worden war, kam es von 2011 bis 2015 (5 Jahre) zu einem Anstieg auf 59 Narkolepsiepatienten. Die Analyse des Beschwerdebeginns zeigte den Anstieg bereits ab 2008. Das Intervall zwischen Beschwerdebeginn und Diagnosestellung betrug 9,5 Monate (Median). Alle Patienten wiesen das Hauptsymptom Hypersomnie auf, davon 53 % eine Kataplexie, 3,1 % eine Schlaflähmung und 1,6 % hypnagoge Halluzinationen. In 65,6 % der Fälle erfolgte die klinische Manifestation „plötzlich“, in 34,4 % „schleichend“. Eine positive Familienanamnese wurde bei 15,6 % der Betroffenen gefunden. In 9,4 % der Fälle war eine H1N1-Impfung (Pandemrix®) vorausgegangen. Neben den klinisch-anamnestischen Daten der Fallserie werden die Ergebnisse der Polysomnographie (PSG), des multiplen Schlaflatenztests (MSLT) und der Labordiagnostik („Human-leukocyte-antigen“[HLA]Marker, Hypocretinkonzentration im Liquor cerebrospinalis) dargestellt. Die Fallserie zeigt das Problem der unvollständigen Ausprägung der typischen Narkolepsiesymptome und -befunde im Kindes- und Jugendalter. Daher sollte die PSG-Diagnostik bei „unklarer Hypersomnie“ wiederholt werden, wenn die klinische Symptomatik weiterbesteht.