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17.09.2018 | Nasenkorrektur | Redaktionstipp | Nachrichten

Unterschiedliche ästhetische Sichtweise

Rhinoplastik: Chirurgen verstehen ihre Patienten nicht

verfasst von: Dr. Miriam Sonnet

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Um bei einer Nasenkorrektur optimale Ergebnisse zu erhalten, ist es für Ärzte enorm wichtig, die Wünsche ihrer Patienten zu verstehen. Ob sie das auch wirklich tun, analysierten Miguel Gonçalves Ferreira und Kollegen nun in einer Studie – und kamen zu einem eher ernüchternden Ergebnis.

Die Rhinoplastik zählt zu den anspruchsvollsten ästhetischen Korrekturen im Gesicht. Um ein optimales Ergebnis zu erhalten, ist nicht nur eine genaue Analyse des Gesichts nötig, auch die Kommunikation zwischen Arzt und Patient muss stimmen. Die Erwartungen des Patienten sind für den Erfolg der Op. entscheidend. Chirurgen sollten deswegen im Vorfeld abklären, was sich der „Kunde“ von dem Eingriff erhofft. Allerdings ist nur wenig darüber bekannt, ob die subjektiven ästhetischen Perspektiven der beiden Parteien tatsächlich übereinstimmen.

Miguel Gonçalves Ferreira und sein Team stellten daher die Frage: Sehen Ärzte und Patienten vor einer Rhinoplastik dasselbe und verstehen Chirurgen tatsächlich, was ihre Patienten wollen [1]?

ICC zeigt den Grad der Übereinstimmung

In ihrer prospektiven Beobachtungsstudie suchten die Autoren nach Ähnlichkeiten und Unterschieden in den Sichtweisen zwischen Patienten, Nicht-Medizinern aus verschiedenen Kulturen und ästhetischen Chirurgen. Die Ärzte schlossen insgesamt 100 Patienten, die sich einer ästhetischen Rhinoplastik unterziehen wollten, in die Untersuchung ein. Die Probanden wurden vor dem Eingriff fotografiert und gebeten, ihre Nase mittels VAS (visual analogue scale)-Score zu bewerten (0 = sehr hässlich bis 10 = sehr hübsch). Zusätzlich beurteilten zwei unabhängige Panels, die zum einen vier Nicht-Mediziner und zum anderen zwei ästhetische Chirurgen umfassten, die Fotos. Die Berechnung des Intra Class-Koeffizienten (ICC) gab Aufschluss über den Grad der Übereinstimmung bzw. Diskrepanz zwischen den Bewertungen der verschiedenen Parteien. Ein ICC von über 0,4 wurde dabei als ein akzeptables Level der Übereinstimmung angesehen.

Chirurgen untereinander sind sich einig….

Zwischen den Chirurgen gab es eine moderate Übereinstimmung hinsichtlich des Erscheinungsbildes der Nase (ICC: 0,460; p < 0,001). Bei den vier Nicht-Medizinern war der ICC mit 0,225 schlechter, was auf nur eine leichte Übereinstimmung zwischen den unabhängigen Beobachtern schließen lässt (p < 0,001). Betrachteten die Autoren jedoch die beiden Herkunftsländer der Nicht-Mediziner getrennt, fanden sie höhere ICC-Werte. Diese betrugen für die zwei Auswerter aus den Niederlanden 0,601 und für die zwei Nicht-Mediziner aus Portugal 0,419.

…zwischen Patienten und Chirurgen herrscht jedoch Diskrepanz

Der mittlere VAS-Score der Patienten betrug 3,99; der Wert der Chirurgen lag bei 4,9 Punkten und war damit im Mittel 0,91 Punkte höher als der Wert der Patienten. Mit einem ICC von nur 0,302 folgerten die Autoren, dass sich die beiden Parteien nicht einig sind, wenn es um das Aussehen der Nase geht.

Auch zwischen Patienten und Nicht-Medizinern herrscht eher Uneinigkeit (ICC: 0,365 für Nicht-Mediziner aus den Niederlanden und 0,374 für Nicht-Mediziner aus Portugal). Interessanterweise bewerteten die Niederländer die Nasen „schöner“ als die Patienten selbst (VAS-Score: 6,03 vs. 3,99); bei den Portugiesen war es genau umgekehrt: Sie bewerteten die Nasen „hässlicher“ als die Patienten (3,56 vs. 3,99). Dies deute laut Autoren auf den Einfluss von geografischen und kulturellen Faktoren auf das ästhetische Erscheinungsbild hin.

Fazit

Patienten und Ärzte haben eher unterschiedliche Ansichten, wenn es um die ästhetische Bewertung der Nase geht. Dies könne unter anderem damit begründet werden, dass plastische Chirurgen täglich mit Nasenkorrekturen zu tun haben und einen „Defekt“ möglicherweise deshalb als nicht ganz so gravierend ansehen wie der Betroffene selbst.

Plastische Chirurgen sollten die Ziele einer Rhinoplastik genauer mit ihren Patienten besprechen und besser mit ihnen kommunizieren. Es muss ein gewisser Grad an Übereinstimmung hinsichtlich der Nasenfehlbildung existieren. Dadurch würden Patienten besser aufgeklärt und hätten möglicherweise realistischere Erwartungen an den Eingriff.

Das Wichtigste in Kürze

Frage: Bewerten Ärzte und Patienten Deformitäten der Nase gleich?

Antwort: Ärzte und Patienten haben unterschiedliche Ansichten, wenn es um die ästhetische Erscheinung der Nase geht. Auch Patienten und Nicht-Mediziner haben unterschiedliche ästhetische Sichtweisen.

Bedeutung: Plastische Chirurgen sollten die Ziele einer Rhinoplastik genauer mit ihren Patienten besprechen und besser mit ihnen kommunizieren. Es muss ein gewisser Grad an Übereinstimmung hinsichtlich der Nasenfehlbildung existieren. Dadurch würden Patienten besser aufgeklärt und hätten möglicherweise realistischere Erwartungen an den Eingriff.

Einschränkungen: u.a. mehr weibliche als männliche Probanden; der mittlere VAS-Wert könnte sich laut Autoren verändern, wenn das Panel vergrößert werden würde

Literatur

[1] Ferreira MG, Santos M, Carmo DOE, Neves JC, Sousa CAE, Datema FR. Rhinoplasty— Do Patients and Surgeons See the Same? A Double-Blind Study with 100 Randomized Patients. Facial Plast Surg. 2018 Aug;34(4):356-362.

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