Erschienen in:
18.07.2019 | Netzhautablösung | Originalien
Ablatio retinae bei Kindern und Jugendlichen. Spezifische Befundmerkmale
verfasst von:
Dr. med. C. Bier, FEBO, A. Kampik, A. Gandorfer, O. Ehrt, G. Rudolph
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
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Ausgabe 2/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Ablatio retinae nimmt aufgrund der ernsthaften Visusbedrohung für Kinder und Jugendliche im Hinblick auf die noch lange Lebenserwartung eine Sonderstellung ein. In dieser Studie sollen charakteristische Befundmerkmale der Ablatio retinae im Kindes- und Jugendalter bis zum 20. Lebensjahr dargelegt werden.
Patienten und Methoden
Es wurde ein Kollektiv von 259 Patienten ausgewählt, die ein- oder beidseitig an Ablatio retinae erkrankt waren, zum Zeitpunkt der erstmaligen Diagnosestellung am zuerst bzw. einzig erkrankten Auge nicht älter als 20 Jahre waren und wenigstens 1‑mal in einem Zeitraum von 18 Jahren (1980 bis 1998) an der Augenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München operativ versorgt wurden. Dieses Patientenkollektiv wurde retrospektiv hinsichtlich der klinischen Befundmerkmale der erstmals diagnostizierten Ablatio retinae untersucht. Es wurde die Gruppe der zuerst bzw. einzig erkrankten Augen (259 Augen) betrachtet, die im Verlauf ebenfalls an Ablatio retinae erkrankten Partneraugen wurden hier ausgeschlossen (19 Augen).
Ergebnisse
Die Zeitspanne zwischen dem Auftreten visueller Symptome und Diagnosestellung der Ablatio retinae betrug im Durchschnitt 9,6 Wochen, als häufigste Manifestationssymptomatik wurde von 36,3 % der Patienten ein Visusabfall angegeben. Bei 40,2 % der Patienten wurde die Netzhautablösung zufällig diagnostiziert. Am häufigsten (34,0 %) erstreckte sich die Ablatio über 2 Quadranten, bei 27,0 % der Augen war sie (sub)total. Die Makula war bei 154 Augen (59,5 %) abgehoben. Ein oranaher Einriss trat mit 36,1 % als häufigste Foramenform auf. Riesenrisse (12,8 % aller Foramina) traten bevorzugt im oranahen Bereich auf, degenerative Rundforamen fanden sich insbesondere im Äquatorbereich und traten gehäuft als Lochkette auf. Am häufigsten waren Foramen im temporal unteren Quadranten lokalisiert. Bei 22,4 % der Ablationes konnte – auch intraoperativ – kein Foramen aufgefunden werden. Eine primäre PVR-Reaktion mindestens Stadium C fand sich bei 25,5 % der Ablationes.
Schlussfolgerung
Im Kindes- und Jugendalter ermöglicht die charakteristisch verzögerte Diagnosestellung eine großflächige Ausdehnung der Ablatio retinae mit häufiger Makulabeteiligung, hohem Anteil an (sub)totaler Ausdehnung und florider primärer PVR. Oranahe Einrisse jeglicher Art, Riesenrisse, multiple degenerative Rundforamen im Äquatorbereich sowie ein hoher Anteil nicht auffindbarer Foramen sind wesentliche Merkmale des juvenilen Ablatiobefundes.