Erschienen in:
05.09.2017 | Chloroquin | Hot Topics
Neue Empfehlungen zur antirheumatischen Therapie in Schwangerschaft und Stillzeit
verfasst von:
PD Dr. Rebecca Fischer-Betz
Erschienen in:
Zeitschrift für Rheumatologie
|
Ausgabe 8/2017
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Auszug
Ein besonders sensibles Thema in der Betreuung von Frauen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen und Kinderwunsch oder mit bereits eingetretener Schwangerschaft ist die medikamentöse Therapie. Diese wird vielfach benötigt, um die Erkrankung in Remission oder niedrig-aktiv zu halten, sie ist aber im Hinblick auf mögliche fetale Risiken anzupassen. Viele Frauen erhalten weiterhin keine optimale Beratung oder sehr widersprüchliche Informationen. Im vergangenen Jahr wurden von der European League Against Rheumatism (EULAR) Empfehlungen zum Einsatz von antirheumatischer Therapie vor und in einer Schwangerschaft bzw. in der Stillzeit publiziert [
1]. Die Autoren definierten übergeordnete Prinzipien; u. a. soll die Behandlung in der Schwangerschaft und Stillzeit darauf abzielen, einer Krankheitsaktivität bei der Mutter vorzubeugen oder sie zu unterdrücken und den Feten nicht zu schädigen. Das Risiko einer medikamentösen Therapie muss dabei gegen das Risiko, das eine unbehandelte mütterliche Erkrankung für die Patientin und das Kind darstellt, abgewogen werden. Basierend auf einer umfangreichen Datenrecherche wurden Empfehlungen zusammengestellt, die sich teils von älteren Vorgehensweisen unterscheiden. Diese Differenzen beruhen auf der veränderten bzw. verbesserten Datenlage zu einigen Medikamenten. So sollte bei den biologischen krankheitsmodifizierenden Antirheumatika (DMARD) das Fortsetzen von Tumornekrosefaktor(TNF)-Inhibitoren im ersten Teil der Schwangerschaft in Betracht gezogen werden. Etanercept und Certolizumab kommen aufgrund des geringen Plazentatransfers für den Einsatz in der gesamten Schwangerschaft in Betracht. Zu neueren biologischen DMARD (Rituximab, Anakinra, Tocilizumab, Abatacept, Belimumab und Ustekinumab) existiert weiter nur eine limitierte Dokumentation im Hinblick auf eine Schwangerschaft. Sie sollten daher möglichst vor Konzeption durch eine andere Therapie ersetzt und in der Schwangerschaft nur eingesetzt werden, wenn keine andere, kompatible Therapie die Erkrankungsaktivität effektiv kontrollieren kann. Klassische DMARD wie (Hydroxy‑)Chloroquin, Sulfasalazin, Azathioprin, Ciclosporin, Tacrolimus und Colchicin sollten in einer Schwangerschaft fortgesetzt werden. Methotrexat, Mycophenolat-Mofetil und Cyclophosphamid sind teratogen und müssen vor gewünschter Konzeption abgesetzt werden. Zu Leflunomid, Mepacrine, Tofacitinib und selektiven Cyclooxygenase(COX)-2-Inhibitoren liegen nur unzureichende Daten vor – sie sollten bis zum Vorliegen einer besseren Evidenz daher bei Kinderwunsch und in der Schwangerschaft vermieden werden. Der Einsatz von Prednison kann in einer Schwangerschaft in jedem Trimenon erfolgen, wenn dies zur Kontrolle von aktiven Krankheitssymptomen notwendig ist. Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) sollten nur im 1. und 2. Trimenon eingesetzt werden. Sofern keine kindliche Kontraindikation vorliegt, sind (Hydroxy‑)Chloroquin, Sulfasalazin, Azathioprin, Ciclosporin, Tacrolimus, Colchicin, Prednison, Immunglobuline, nichtselektive COX-Inhibitoren und Celecoxib mit der Stillzeit kompatible Therapien. Eine geringe Übertragung in die Muttermilch wurde für Infliximab, Adalimumab, Etanercept und Certolizumab gezeigt. Das Fortsetzen einer Therapie mit TNF-Inhibitoren wird daher als mit dem Stillen vereinbar angesehen. …