Erschienen in:
17.11.2016 | Schwerpunkt
Neuerungen der ESC-Leitlinien zur akuten und chronischen Herzinsuffizienz 2016
verfasst von:
C. U. Oeing, C. Tschöpe, Prof. Dr. B. Pieske
Erschienen in:
Herz
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Ausgabe 8/2016
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Zusammenfassung
Die neuen Leitlinien für die Diagnose und Therapie der akuten und chronischen Herzinsuffizienz (HI) wurden im Mai 2016 auf dem Kongress der Heart Failure Association (HFA) der European Society of Cardiology (ESC) in Florenz präsentiert. Eine wichtige Neuerung betrifft die Klassifikation der Herzinsuffizienz anhand der Auswurffraktion (EF) bei Patienten mit HI und erhaltener Pumpfunktion (HFpEF; LVEF [linksventrikuläre EF]: >50 %), mit HI und eingeschränkter Pumpfunktion (HFrEF; LVEF: <40 %) und einer neuen Entität, HI mit mäßig eingeschränkter („mid-range“) Pumpfunktion (HFmrEF; LVEF: 40–49 %). Zusätzlich wurden überarbeitete Algorithmen für die Diagnose von akuter und chronischer HI vorgestellt. Der Algorithmus für akute HI unterteilt die Patienten aufgrund ihrer klinischen Präsentation und leitet davon Prognose und Therapieoptionen ab. Die Diagnose einer chronischen Herzinsuffizienz erfordert die klinischen Zeichen und Symptome der Herzinsuffizienz, weitere Parameter wie typische Anamnese oder EKG-Veränderungen sowie erhöhte Plasmaspiegel von NT-proBNP (N-terminales Propeptid BNP; Norm: <125 pg/ml) oder BNP („brain natriuretic peptide“; Norm: <35 pg/ml). Die zentrale Methode zur Diagnosesicherung und zur weiterführenden Differenzierung ist die Echokardiographie. Wesentliche Neuerungen in der medikamentösen Therapie sind die Einführung von Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitoren (ARNI, Sacubitril/Valsartan) als Klasse-I/B-Indikation in die HFrEF-Behandlungsempfehlungen aufgrund der PARADIGM-HF-Studiendaten. Ferner wurde nach der EMPA-REG-Studie der SGLT2 („sodium dependent glucose transporter 2“)-Inhibitor Empagliflozin als Klasse-IIa/B-Indikation für die Prävention einer symptomatischen HI bei Risikopatienten in die Leitlinien aufgenommen. Für die kardiale Resynchronisationstherapie wurden überarbeitete Empfehlungen mit I/A-Indikation bei QRS-Komplex-Breite von mehr als 150 ms und Linksschenkelblock (LSB), mit I/B-Indikation bei mehr als 130 ms und LSB sowie bei höhergradigem Atrioventrikularblock mit Schrittmacherindikation erarbeitet. Die LifeVest® erhielt zur Überbrückung bei Hochrisikopatienten eine IIb/C-Indikation. Im Folgenden fassen wir die wichtigsten Neuigkeiten der ESC-Leitlinien 2016 zusammen und heben die zugrunde liegenden Innovationen und klinischen Studien hervor.