Erschienen in:
15.11.2016 | Zecken | Leitthema
Herausforderung Neuroborreliose
verfasst von:
PD Dr. A. Spreer, S. Rauer, H. Wilking, V. Fingerle
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 12/2016
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Zusammenfassung
Die Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragene Infektionserkrankung in Europa. Als Multisystemerkrankung betrifft sie neben Haut, Gelenken, Herz und selten Auge regelmäßig auch das Nervensystem. Eine Neuroborreliose ist unter Berücksichtigung aktueller klinischer und mikrobiologischer Diagnosekriterien meist gut zu diagnostizieren und zu behandeln. Eine leitliniengerechte antibiotische Therapie wird als effektiv angenommen und führt zu einer überwiegend folgenlosen Ausheilung der Symptome, auch wenn die Evidenzlage insgesamt als eher begrenzt einzuschätzen ist. Entgegen dieser wissenschaftlich orientierten medizinischen Meinung existiert in der Bevölkerung und auch bei manchen Kollegen eine weit verbreitete Verunsicherung zu der in Medien und Internetplattformen sehr präsenten Erkrankung der Neuroborreliose. So gibt es eine Vielzahl von Patienten, die aufgrund unspezifischer Beschwerden befürchtet an einer Borreliose erkrankt zu sein. Die Datenlage zu Epidemiologie und der Leistung der serologischen Diagnostik weist Lücken und somit auch Interpretationsspielräume auf. In der Praxis werden vielfach, begründet durch die unsichere Datenlage, nicht ausreichend validierte Testsysteme und darauf basierend nicht ausreichend validierte therapeutische Interventionen eingesetzt. Das „Klinische Netzwerk Neuroborreliose“ (KNN), ein Netzwerk aus klinisch tätigen Ärzten und Labormedizinern mit Förderung durch die Gesundheitsbehörden, will für eine krankheitsbezogene Evaluation von Diagnose- und Therapieverfahren belastbare Grundlagen schaffen. Das Robert Koch-Institut (RKI) und das KNN führen zudem eine epidemiologische Studie zur Erfassung und Schätzung der Anzahl der Neuroborreliosefälle in Deutschland (aNBorD-Studie) durch.