29.09.2017 | Neurogene Blase | Übersichten
Harntraktfunktionsstörungen bei Guillain-Barré-Syndrom
verfasst von:
PD Dr. A. Reitz, M. Mohr, N. Leistner, R. Tabaza, R. Anding, B. Brehmer, R. Kirschner-Hermanns
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 2/2018
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Zusammenfassung
Hintergrund
Das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) als akut-entzündliche, demyelinisierende Erkrankung zumeist des peripheren Nervensystems geht regelmäßig mit Störungen der Harntraktfunktion einher. Bisher sind nur wenige Arbeiten zum Thema verfügbar, so mangelt es in den Leitlinien an konkreten, auf größere Kohorten abgestützte Anweisungen zur erforderlichen Diagnostik und Therapie.
Fragestellung
Bei 189 Patienten mit GBS wurde untersucht, ob und wenn ja, welche Harntraktfunktionsstörungen im Verlauf der Krankheit auftraten. Symptomatische Patienten wurden urodynamisch untersucht. Dabei wurden die Detrusoraktivität, die Möglichkeit der restharnfreien Miktion und die Veränderung der Symptomatik im Verlauf der Erkrankung betrachtet. Der Gesamt-Barthel-Wert (‑BW), der Einzel-BW für Harnkontrolle und die Zeit nach Erstdiagnose in Bezug auf den Restharn wurden auf ihre Eignung als mögliche Eingangskriterien für eine neurourologische Funktionsdiagnostik überprüft.
Ergebnisse
Bei 115 von 189 (61 %) Patienten zeigten sich im Verlauf der Erkrankung, gemessen am BW, eine Störung der
Harnkontrolle. 28 Patienten hatten passager eine Blasenfunktionsstörung. Zum Zeitpunkt der Untersuchung wiesen
87 Patienten Harntraktsymptome entsprechend BW auf. Am Ende der Rehabilitation waren 37 von 87 Patienten symptomfrei
(BW Harnkontrolle 10), 20 konnten zumindest teilweise selbstständig die Blase kontrollieren (BW Harnkontrolle 5) und
bei 30 Patienten fand sich keine Besserung der Blasenfunktion (BW Harnkontrolle 0). Es zeigten sich signifikante
negative Korrelationen zwischen dem Restharnvolumen und dem Gesamt-BW (ρ –0,5823, p < 0,0001) und Einzel-BW für Harnkontrolle (ρ –0,6430, p < 0,0001).
Schlussfolgerung
Der Gesamt-BW und der Einzel-BW für Harnkontrolle eignen sich als Eingangskriterien für eine neurourologische Untersuchung.