Erschienen in:
28.05.2019 | Schmerzsyndrome | Leitthema
Evidenz der Wirksamkeit und Sicherheit von Cannabispräparaten bei chronischen Schmerzen
Ein methodisches Minenfeld
verfasst von:
Winfried Häuser, Frank Petzke
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 7/2019
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Zusammenfassung
Aktuelle systematische Übersichtsarbeiten (SRs) kommen zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen zur Wirksamkeit und Sicherheit von Cannabispräparaten bei chronischen Schmerzen. Dieser Artikel stellt eine methodenkritische Übersicht aktueller SRs von randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) mit Cannabispräparaten bei chronischen Schmerzen dar.
Selektive Literatursuche sowie verzerrte Datenanalysen und Ergebnisdarstellungen zugunsten der Wirksamkeit von Cannabispräparaten lassen sich sowohl bei einzelnen RCTs als auch bei SRs nachweisen. Je umfangreicher die Literatursuche und je höher die Kriterien für den Einschluss von Studien und die klinische Relevanz der Studienergebnisse, umso ernüchternder sind die Schlussfolgerungen der SRs bezüglich Wirksamkeit und Sicherheit. Es besteht eine mäßige Qualität der Evidenz für eine moderate Schmerzreduktion bei chronischen neuropathischen Schmerzen. Für diese können Cannabispräparate daher als Drittlinientherapie gelten. Für alle übrigen chronischen Schmerzsyndrome liegen Hinweise auf eine unzureichende Wirksamkeit vor.
Um den Stellenwert von Cannabispräparaten in der Therapie chronischer Schmerzen besser zu definieren, sind neue methodisch hochwertige RCTs notwendig, die den Fokus auf Ergebnisparameter jenseits von Schmerzlinderung legen sowie auf innovative Ansätze wie Netzwerkmetaanalysen mit verschiedenen Therapien und Kombination von kontrollierten und Beobachtungsstudien.