Erschienen in:
01.03.2013 | Übersichten
Neurotheologie
Neurobiologische Modelle religiöser Erfahrungen
verfasst von:
PD Dr. T. Passie, M.A., J. Warncke, T. Peschel, U. Ott
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 3/2013
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Zusammenfassung
Religionen sind evolutionäre, aufgrund bestimmter Funktionalitäten selektierte soziale und kulturelle Phänomene. Sie imponieren heutzutage als kulturtragende Glaubens- und Normsysteme wie auch gesellschaftliche Institutionen. Nicht erst in neuester Zeit werden Ursprung und Wirkkraft von Religionen auf ein Spektrum subjektiver Erlebnisphänomene (religiöse Erfahrungen) zurückgeführt. Religiöse Erfahrungen sind vielfältig und weit verbreitet. Das im Kern am meisten konsistente und interkulturell übereinstimmende religiöse Erlebnis ist das mystische Erlebnis (Unio mystica). Nur diese Form religiöser Erfahrung (und die Gebetserfahrung) wurden bisher neurobiologisch genauer untersucht. Zur Erzeugung wie auch Erforschung mystischer Erlebnisse ist eine Reihe von Methoden anwendbar. Dieser Artikel gibt eine Übersicht zu den bedeutendsten Forschungsansätzen und Hypothesen. Einige empirische Ergebnisse liefern interessante Ansätze für Hypothesenbildungen zur neurobiologischen Erklärung religiöser Erfahrungen. Die neurobiologischen Ergebnisse bzw. Hypothesen sind in vielem aber noch inkonsistent und vorläufig. Ein interessantes Ergebnis dieser Übersicht ist die Erkenntnis, dass es eine ganze Reihe neurophysiologisch unterschiedlicher Bedingungsgefüge gibt, aus denen religiöse Erfahrungen mit ähnlichem Erlebnischarakter resultieren können.