Verdacht auf NSTEMI: Was sagen Troponin, HEART und GRACE?

Der HEART-Score und Troponin taugen vor allem zur Beurteilung des NSTEMI-Risikos, der GRACE-Score für eine längerfristige Mortalitätsprognose – das geht aus einer britischen Analyse hervor. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Patienten mit einem akuten Koronarsyndrom ohne ST-Hebung (NSTEMI) sollten möglichst rasch eine Koronarangiografie erhalten, die ESC-Leitlinien nennen hier ein Zeitfenster von 2–72 Stunden nach Symptombeginn. Daher ist es wichtig, schnell zu erkennen, welche Patienten mit Thoraxschmerzen ein hohes NSTEMI-Risiko haben – aber auch, welche mittelfristig kardiovaskulär gefährdet sind. Ärzte um Dr. Aleem Khand von der Universität in Liverpool konnten hier vor allem erhöhte Werte von hochsensitivem Herztroponin (hs-cTNT), einen HEART*-Score ab 7 Punkte sowie ein GRACE*-Score über 140 bei der Aufnahme als prädiktiv erkennen. Der HEART-Score berücksichtigt neben Troponin auch Alter, EKG und Risikofaktoren, der GRACE-Score unter anderem Alter, EKG, Blutdruck, und Kreatinin. 11% mit NSTEMI Für die Studie wurden Angaben zu 1642 Patienten mit Thoraxschmerzen ausgewertet, die sich zwischen Juni und November 2011 im Aintree University Hospital in Liverpool vorgestellt hatten und bei denen die Ärzte einen NSTEMI-Verdacht abklärten. Der Median beim Alter betrug 59 Jahre, 52% waren Männer, jeder Fünfte hatte schon einmal einen Herzinfarkt. Bei 11% diagnostizierten die Ärzte schließlich einen NSTEMI, bei 21% einen NSTEMI oder eine instabile Angina pectoris. Mehr als ein Viertel aller Patienten wurde nach einer kurzen Untersuchung in der Notaufnahme wieder nach Hause geschickt. Für die NSTEMI-Diagnose waren hs-cTNT-Spiegel über 50 ng/l besonders aussagekräftig: Einen solchen Wert überschritten immerhin 62% der NSTEMI-Patienten, 57% hatten einen HEART-Score von 7 oder mehr Punkten, jedoch nur 30% einen GRACE-Score über 140 Punkten. Die Forscher um Khand prüften auch diverse Kombinationen von Risikoscores und -faktoren. Am besten lässt sich danach ein NSTEMI über eine Kombination von erhöhten Troponinwerten und einem HEART-Score ab 7 nachweisen – solche Patienten haben zu 75% einen NSTEMI. Ähnlich prädiktiv sind auch schon hohe Troponinwerte bei einem Alter über 60 Jahren (70%). Nach einem Jahr waren 6,3% der Patienten verstorben. Die Einjahresmortalität korrelierte sehr gut mit GRACE-Werten über 140 sowie hs-cTNT-Spiegeln über 50 ng/l bei der Aufnahme. Wurden Mortalität plus kardiovaskuläre Ereignisse kombiniert, waren ein HEART-Score ab 7 sowie hs-cTNT-Spiegel über 50 ng/l besonders prädiktiv. Ein ähnliches Bild ergab sich in einer multivariaten Analyse unter Berücksichtigung diverser Begleitfaktoren. Bei einem GRACE-Wert über 140 lag das Sterberisiko (Odds Ratio) um den Faktor 3,5 höher, hs-cTNT-Spiegeln über 50 ng/l gingen mit einem 1,8-fach erhöhten Sterberisiko einher, der HEART-Wert war hier weniger prädiktiv. Wurden nur kardiovaskuläre Ereignisse zu Beginn und über zwölf Monate hinweg beobachtet, erwies sich wiederum der HEART-Score als relevanter: 63% mit HEART-Werten ab 7 erlitten einen Herzinfarkt, aber nur 33% mit GRACE-Werten über 140. HEART und Tropinin sind danach zur Beurteilung des NSTEMI-Risikos gut geeignet, GRACE für eine längerfristige Prognose. *Abkürzungen: GRACE: Global Registry of Acute Coronary Events HEART: History, ECG, Age, Risk factors and Troponin NSTEMI: non-ST elevation myocardial infarction Das Wichtigste in Kürze Frage: Womit lässt sich das NSTEMI-Risiko bei Patienten mit Thoraxschmerzen am besten abschätzen? Womit deren Prognose? Antwort: HEART-Score und Tropinin sind nach Daten einer britischen Analyse vor allem zur Beurteilung des NSTEMI-Risikos relevant, der GRACE-Score für eine längerfristige Prognose. Bedeutung: Troponin-Werte und bestimmte Risikoscores eignen sich zur Risikoanalyse bei Patienten mit NSTEMI-Verdacht. Einschränkung: Monozentrische Studie.

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