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Ethische Grenzsituationen bei perinataler Hirnschädigung: Wie würden Neuropädiater:innen entscheiden?

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Zusammenfassung

Hintergrund

Perinatale hypoxische Hirnschädigungen zählen zu den folgenschwersten Komplikationen bei Neugeborenen. Behandlungsteams und Familien kommen bezüglich des Einsatzes lebenserhaltender Maßnahmen immer wieder in medizinisch-ethische Grenzsituationen – nicht nur in der akuten neonatalen Situation, sondern auch im Verlauf der entstehenden schweren Mehrfachbehinderungen.

Methode

Im Rahmen einer Pro-Contra-Sitzung im Rahmen der 49. Jahrestagung der Gesellschaft für Neuropädiatrie 2024 konnten über 100 Teilnehmende interaktiv per Smartphone ihre Einschätzungen und Therapieentscheidungen für verschiedene Grenzsituationen im Krankheitsverlauf eines Kindes mit schwerer perinataler Asphyxie kommunizieren.

Ergebnisse

In einem neonatalen Szenario, in dem 77 % der Teilnehmenden mit der Möglichkeit eines langfristigen Überlebens des asphyktischen Neugeborenen bei uneingeschränktem Einsatz lebenserhaltender Maßnahmen rechneten, jedoch perspektivisch von einer schweren Mehrfachbehinderung ausgingen (84 % erwarteten eine Cerebralparese Level 5 im Gross Motor Function Classification System [GMFCS]), sprachen sich 39 % der Teilnehmenden für eine Beendigung der Beatmung im Sinne einer terminalen Extubation („compassionate extubation“) aus. Einige Monate später, im Szenario einer interkurrenten Atemwegsinfektion mit respiratorischer Insuffizienz desselben Kindes, sprachen sich 93 % für den Beginn einer nichtinvasiven Beatmung aus, bei respiratorischer Erschöpfung hätten jedoch nur 11 % das Kind intubiert.

Zusammenfassung

Dieser Beitrag beleuchtet die diagnostischen, prognostischen und therapeutischen Herausforderungen bei Kindern mit schwerer zerebraler Schädigung im Spannungsfeld zwischen medizinischer Machbarkeit, ethischer Verantwortung und menschlicher Fürsorge.
Titel
Ethische Grenzsituationen bei perinataler Hirnschädigung: Wie würden Neuropädiater:innen entscheiden?
Verfasst von
Prof. Dr. med. Martin Staudt
Prof. Dr. med. Maja von der Hagen
Prof. Dr. med. Georg Marckmann
Publikationsdatum
21.07.2025
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Monatsschrift Kinderheilkunde / Ausgabe 10/2025
Print ISSN: 0026-9298
Elektronische ISSN: 1433-0474
DOI
https://doi.org/10.1007/s00112-025-02245-2
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Bildnachweise
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