Erschienen in:
13.01.2017 | Volumenersatz | Leitthema
Nierenprotektion in der Intensivmedizin
Mythen und Fakten
verfasst von:
Prof. Dr. S. John
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 2/2017
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Zusammenfassung
Hintergrund
Das akute Nierenversagen („acute kidney injury“, AKI) ist eine sehr häufige und schwere Komplikation bei Patienten auf der Intensivstation mit signifikanten Folgen für die Mortalität und die Morbidität der Patienten sowie die Behandlungskosten. Einer nierenprotektiven Therapie kommt damit eine wichtige Bedeutung in der Behandlung dieser schwer kranken Patienten zu.
Ziel der Arbeit
Zahlreiche nierenprotektive Strategien wurden in den letzten Jahrzehnten postuliert, die z. T. als „Mythen“ noch immer zum Einsatz kommen, aber nicht immer durch echte „Fakten“ belegt sind. Ziel der vorliegenden Übersicht ist es, einige dieser „Mythen“ mit den tatsächlichen „Fakten“ zu vergleichen und zu hinterfragen.
Aktuelle Ergebnisse
Wichtigstes Ziel jeder nierenprotektiven Therapie muss es sein, Patienten mit hohem Risiko für ein AKI oder das Auftreten einer Nierenschädigung rasch zu erkennen, um eine weitere Verschlechterung der Nierenfunktion zu vermeiden. Ein stadienbasiertes Management einer Nierenschädigung besteht in der raschen Umsetzung allgemeiner Behandlungsmaßnahmen, wie dem Absetzen nephrotoxischer Medikamente oder der Adjustierung der Diuretikadosis, aber v. a. in der raschen hämodynamischen Stabilisierung mithilfe der Gaben von kristalloidem Volumenersatz und Vasopressoren wie Noradrenalin. Ziel ist die Sicherung der optimalen Nierenperfusion. Patienten mit vorbestehender arterieller Hypertonie benötigen eher höhere Perfusionsdrücke. Die Gabe größerer Mengen hyperchlorämischer Lösungen sollte vermieden werden. Auch können zu viel Volumen, aber ebenso vasodilatorische Therapieansätze die Nierenfunktion weiterverschlechtern. Weiterhin existiert keine gesicherte spezifische pharmakologische Therapie für eine wirksame Nierenprotektion.