Erschienen in:
2021 | OriginalPaper | Buchkapitel
13. Notfälle durch Störungen des inneren Milieus
Zusammenfassung
Die notfallmedizinisch wichtigsten endokrinen Störungen betreffen die Blutzuckerregulation. Der hypoglykämische Notfall bei Diabetikern ist häufig und muss bei allen Störungen des Bewusstseins differenzialdiagnostisch erwogen und mit Glukoseinfusion oder Glukagon therapiert werden. Hyperglykämische Notfälle können zum ketoazidotischen oder hyperosmolaren Koma führen. Im Vordergrund der präklinischen Therapie steht in jedem Fall eine ausreichende Volumentherapie. Hyperthyreote oder hypothyreote Notfälle, eine Addison-Krise bei Nebenniereninsuffizienz oder eine hypertensive Krise beim Phäochromozytom sind notfallmedizinisch sehr selten. Azidosen und Alkalosen können nur in Kenntnis der Blutgasanalyse und des Säure-Basen-Status sicher diagnostiziert und rational therapiert werden. Eine Differenzierung dieser Störungen in respiratorische und metabolische Azidosen bzw. Alkalosen kann durch Beurteilung folgender 3 Parameter vorgenommen werden: pH, BE und paCO2. Entscheidend bei allen Störungen des Säure-Basen-Haushalts ist die Therapie der Grunderkrankung. Die Therapie einer metabolischen Azidose mit Natriumbikarbonat ist in vielen Fällen umstritten und präklinisch nicht obligat. Die wichtigsten lebensbedrohlichen Elektrolytstörungen betreffen den Kalium- und Natriumhaushalt. Hypokaliämien disponieren zu schweren tachykarden Herzrhythmusstörungen und müssen in Kenntnis der Kaliumkonzentration durch Kaliumsubstitution therapiert werden. Eine schwere Hyperkaliämie ist die am häufigsten mit einem Kreislaufstillstand assoziierte Elektrolytstörung und initial mit Kalzium, β2-Mimetika und Glukose-Insulin-Infusionen zu behandeln. Störungen des Natriumhaushalts sind eng mit Störungen des Wasserhaushalts verknüpft, die je nach Krankheitsbild eine Volumen- und Elektrolytsubstitution (Dehydratation) oder eine Diuretika- bzw. Nierenersatztherapie (bei Hyperhydratation) erforderlich machen.
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