Erschienen in:
10.06.2016 | Clonidin | Intensivmedizin
Dexmedetomidin in der Therapie des akuten Alkoholentzugsdelirs
verfasst von:
Dr. G. Gerresheim, J. Brederlau, U. Schwemmer
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 7/2016
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Zusammenfassung
Das Alkoholentzugssyndrom zeigt eine hohe klinische Prävalenz. Schwere Verlaufsformen müssen regelhaft auf der Intensivstation betreut werden und sind in Abhängigkeit der Komorbiditäten mit einer hohen Letalität verbunden. Klinisch bedarf es einer symptomorientierten Therapie: die der Sedierung, der vegetativen Symptomkontrolle, der Behandlung paranoid-halluzinatorischer Symptome und gegebenenfalls einer antikonvulsiven Therapie. Es existiert zurzeit keine Substanz, die all diesen Anforderungen gerecht wird. Nationale und internationale Leitlinien empfehlen daher bei Bedarf die Kombination mehrerer Substanzgruppen. Der zentrale α2-Adrenorezeptoragonist Clonidin wird klinisch gerne adjuvant zur Therapie der vegetativen Begleitsymptome eingesetzt. Aus pharmakologischen Überlegungen lassen sich Vorteile für den selektiveren α2-Agonisten Dexmedetomidin herleiten. Fallserien lassen eine sichere Anwendung für Dexmedetomidin bei Alkoholentzugssyndrom vermuten und weisen auf einen Benzodiazepin sparenden Effekt hin. Gerade Letzteres erscheint im Hinblick auf die delirogene Wirkung von Benzodiazepinen bedeutsam. Die Nutzung von Dexmedetomidin bei schweren Verlaufsformen des Alkoholentzugssyndroms erscheint im Rahmen eines intensivmedizinischen Stufenkonzeptes gegebenenfalls sinnvoll.