Erschienen in:
24.01.2018 | Leitthema
Nutzenbewertung von digitalen Gesundheitsprodukten (Digital Health) im gesellschaftlichen Erstattungskontext
verfasst von:
PD Dr. med. Urs‑Vito Albrecht, MPH, Bertolt Kuhn, M.Sc., Jörg Land, Prof. Dr. oec. Volker E. Amelung, Dr. rer. biol. hum. Ute von Jan
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
|
Ausgabe 3/2018
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Die Realisierung der Erstattungsfähigkeit ist für Digital-Health-Anwendungen bislang aus verschiedenen Gründen verhältnismäßig schwer zu erreichen. Der Nutzennachweis stellt hier eine Hürde dar. Die bewährten und allgemein akzeptierten Verfahren, vor allem der Parallelgruppenvergleich in randomisiert kontrollierten Studien (RCT) zur (klinischen) Nutzenbewertung, sind primär auf Fragen des medizinischen (Mehr‑)Nutzens ausgelegt. Anders als bei Arzneimitteln oder klassischen Medizinprodukten profitieren Anwender im digitalen Bereich jedoch stärker durch Souveränitätsgewinne, Förderung der Sensibilisierung und Achtsamkeit, höhere Transparenz von Versorgungsprozessen und Komfortverbesserungen in der Therapie. Digitale Lösungen mit interventionellem Charakter, die klinische Ziele bedienen, sind ebenso verfügbar (z. B. für die Indikationen Magersucht und Depression, aber insgesamt seltener). Die üblichen Nutzenbewertungen berücksichtigen primär medizinische Outcomes wie Morbidität und Mortalität, ohne jedoch die digital-health-inhärenten, darüber hinausgehenden nutzbringenden Aspekte entsprechend zu würdigen. Die Herausforderung ist es daher, eine die Besonderheiten von Digital Health berücksichtigende Evaluation zu entwickeln, ohne allerdings eine Reduktion der Aussagekraft (insbesondere in Richtung Sicherheit) zu befördern. Es werden zunehmend Konzepte benötigt, die sowohl fortlaufende Feedbackschleifen zur Anpassung und Verbesserung einer Anwendung erhalten und gleichzeitig ausreichende Evidenz zur komplexen Nutzenbewertung generieren. Hierdurch kann das Verhältnis zwischen Chancen und Risiken bei der Einführung digitaler Innovationen im Gesundheitswesen besser beurteilt werden.