Erschienen in:
15.09.2020 | Erysipel | Originalien
Ist die Kompressionstherapie bei Erysipel des Unterschenkels kontraindiziert?
Resultate einer retrospektiven Analyse
verfasst von:
Dr. med. S. Eder, M. Stücker, S. Läuchli, J. Dissemond
Erschienen in:
Die Dermatologie
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Ausgabe 1/2021
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Zusammenfassung
In vielen medizinischen Expertenempfehlungen und Leitlinien ist die Anwendung der Kompressionstherapie bei akutem Erysipel als Kontraindikation ausgewiesen. Aufgrund der teils massiven Ödeme wird in einigen Kliniken die Kompressionstherapie dennoch durchgeführt. Somit ergab sich die Fragestellung, ob die Kompressionstherapie bei Erysipel des Unterschenkels aufgrund der akuten Infektsituation tatsächlich zu Komplikationen führt und somit eine Kontraindikation darstellt. Für den Zeitraum 01.01.2018 bis 30.06.2019 konnten die Unterlagen von 56 stationären Patienten mit akutem Erysipel des Unterschenkels, bei denen ab Aufnahmetag zusätzlich zu einer systemischen Antibiotikatherapie eine Kompressionstherapie durchgeführt wurde, retrospektiv ausgewertet werden. Es wurden die Dauer der stationären Behandlung, die im Rahmen der Stationsroutine bestimmten Infektparameter sowie evtl. aufgetretene Komplikationen ausgewertet. Während der stationären Behandlung zeigte sich ein deutlicher Abfall der Infektparameter Leukozytenzahl und CRP (C-reaktives Protein). Die Kompressionstherapie konnte bei 92,9 % der Patienten am Aufnahmetag begonnen und bis zur Entlassung fortgeführt werden. Die Dokumentation des stationären Verlaufs zeigte bei keinem Patienten einen Fieberanstieg oder klinische Zeichen der Sepsis. In dieser retrospektiven Analyse konnte erstmalig gezeigt werden, dass es bei Patienten mit akutem Erysipel durch eine Kompressionstherapie nicht zu einer klinischen Verschlechterung bzw. zum Auslösen eines septischen Krankheitsbilds kommt. Somit sehen die Autoren die Deklaration des akuten Erysipels als Kontraindikation für die Kompressionstherapie als nicht gerechtfertigt an.