Stabiler nicht dysplastischer Barrett-Ösophagus mit sehr geringem Malignomrisiko

Bei stabilem nicht dysplastischem Barrett-Ösophagus ist das Malignomrisiko sehr niedrig, wie eine niederländische bevölkerungsgestützte Studie vermuten lässt. Eine Empfehlung für längere Intervalle zwischen endoskopischen Untersuchungen ist aus den Studienergebnissen jedoch nicht ableitbar. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Noch immer gibt es nach Ansicht von Dr. Yonne Peters vom Radboud University Medical Center in Nijmegen in den Niederlanden und ihren Kollegen Uneinigkeit über Häufigkeit und Intervalle von Kontrolluntersuchungen bei Patienten mit nicht dysplastischem Barrett-Ösophagus. Sie weisen darauf hin, dass das absolute Risiko für eine Progression zu einem Malignom mit unter 0,5% pro Jahr sehr niedrig sei. In einer bevölkerungsgestützten Studie prüften sie nun, wie hoch das Malignomrisiko in Zusammenhang mit wiederholtem endoskopischem Nachweis nicht dysplastischer Veränderungen beim Barrett-Ösophagus ist und wie lange es statistisch betrachtet nicht zur Progression kommt. Ein Barrett-Ösophagus war definiert als Nachweis von metaplastischem Epithel und Becherzellen in den Ösophagusbiopsien. Hochgradige Dysplasie oder Karzinom bei nur 3,4% der Patienten Für ihre Studie werteten sie die Befunde von fast 13.000 aus einem Pool von mehr als 35.000 Patienten aus, bei einem Follow-up von maximal 13 Jahren. Die erste histologische Untersuchung und Bestätigung eines stabilen nicht dysplastischen Barrett-Ösophagus erfolgte bei den Teilnehmern zwischen 2003 und 2013. Median waren drei endoskopische Untersuchungen vorgenommen worden. Zwischen erster Endoskopie und der ersten endoskopischen Nachfolgeuntersuchung lagen median 2,3 Jahre (Interquartilsabstand: 1,8–3,2 Jahre). Wie die Ärzte berichten, entwickelten 436 Patienten (3,4%) bei einem Follow-up von median 4,9 Jahren (˃ 64.500 Personenjahre) eine hochgradige Dysplasie oder ein Adenokarzinom des Ösophagus. Sie errechneten eine Progressionsrate von 0,68 (95%-Konfidenzintervall: 0,61–0,74) pro 100 Personenjahre. Bei Patienten, bei denen zwei endoskopische Nachfolgeuntersuchungen vorgenommen worden waren, sank die Rate der Progression zu einer Hochrisikodysplasie oder zu einem Adenokarzinom des Ösophagus auf 0,55 (95%-Konfidenzintervall: 0,46–0,64) pro 100 Personenjahre. Das entspricht einer Risikoreduktion um 28%, ein Malignom zu entwickeln (Inzidenzratenverhältnis [IRR]: 0,72; 95%-Konfidenzintervall: 0.60–0,87). Insgesamt sei die Inzidenz einer Hochrisikodysplasie oder eines Adenokarzinoms um 14% (IRR: 0,86; 95%-Konfidenzintervall: 0,81–0,92) pro Jahr mit progressionsfreiem Verlauf bei wiederholter Endoskopie gesunken, so die Wissenschaftler. Ihre Studie bestätige die Ergebnisse einer prospektiven Multicenterstudie. Sollten Intervalle zwischen Endoskopien verlängert werden? In einem Kommentar (Clin Gastro Hepatol 2019. DOI: https://doi.org/10.1016/j.cgh.2018.09.025) weisen Epidemiologen aus den USA und Irland darauf hin, dass den Ergebnissen zufolge die Zahl der Endoskopien, die notwendig sind, um ein Adenokarzinom oder eine hochgradige Dysplasie zu entdecken, nach einer für eine Dysplasie negativen Endoskopie von 29 auf 57 nach drei negativen Endoskopien steige. Daher würden die Studienautoren dafür argumentieren, dass bei Patienten mit anhaltend nicht dysplastischem Barrett-Ösophagus die Intervalle zwischen den endoskopischen Untersuchungen zumindest verlängert werden könnten. Dagegen sprächen jedoch bisher widersprüchliche Studienergebnisse, so die Kommentatoren, weshalb die Ergebnisse weiterer Studien abgewartet werden müssten, bevor Empfehlungen geändert würden. Peters und ihre Kollegen weisen einschränkend darauf hin, dass für die Auswertung keine klinischen und endoskopischen Daten zur Verfügung standen. Zudem gab es keine einheitlichen Dokumentationen zu den Biopsien. Die Beurteilung des Progressionsrisikos konnte nicht anhand bekannter Risikofaktoren adjustiert werden, etwa der Länge Barrett-Ösophagussegments, der medikamentösen Behandlung und des Nachweises einer Ösophagitis. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie groß ist das Risiko für die Entstehung eines Malignoms, wenn bei Patienten wiederholt ein nicht dysplastischer Barrett-Ösophagus endoskopisch diagnostiziert wurde? Antwort: Die Wahrscheinlichkeit für die Progression zu einer hochgradigen Dysplasie oder gar zu einem Ösophagusadenokarzinom ist der bevölkerungsgestützten Studie zufolge nach dreimaligem Nachweis eines dysplastischen Barrett-Ösophagus sehr niedrig. Bedeutung: Bei Patienten mit einem stabilen nicht dysplastischen Barrett-Ösophagus könnte möglicherweise ein längeres Kontrollintervall empfohlen werden als bisher. Einschränkung: Klinische und endoskopische Daten standen nicht zur Verfügung. Bei einem Großteil der Patienten gab es keine Follow-up-Histologien.

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