Minimalinvasive Ösophagektomie schützt vor Komplikationen

Patienten mit einem Karzinom der Speiseröhre profitieren wahrscheinlich mehr von einer minimalinvasiven als von der herkömmlichen offenen Ösophagektomie. In einer Metaanalyse aus Heidelberg lag das vor allem an der geringeren Häufigkeit pulmonaler Komplikationen bei vergleichbarer Überlebensrate. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Mit einer postoperativen Mortalitätsrate von 5% und einem Risiko für schwere Komplikationen von 50% ist die bei Speiseröhrenkrebs standardmäßig durchgeführte offene Ösophagektomie ein nach wie vor hochriskanter Eingriff. Die Prognose für die Patienten bleibt auch nach dem Eingriff schlecht: Nach Prof. Beat Müller von der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie am Universitätsklinikum Heidelberg und seinem Team ist auch nach kurativer multimodaler Therapie nur mit einem Überleben von median 29 Monaten zu rechnen. Umso mehr kommt es darauf an, den Patienten in dieser Zeit ein möglichst hohes Maß an Lebensqualität zu ermöglichen und sie nicht unnötig mit therapieassoziierten Komplikationen zu belasten. In einer Metaanalyse konnten Müller und seine Mitarbeiter zeigen, dass sich die postoperative Komplikationsrate offenbar signifikant senken lässt, indem man die Ösophagektomie minimalinvasiv statt in einem offenen Eingriff durchführt. Daten von über 800 Patienten Die Grundlage für die Analyse bildeten Daten aus sechs randomisierten kontrollierten Studien, in denen das offene Verfahren mit der minimalinvasiven Ösophagektomie (MIO) verglichen wurde. Daran beteiligt waren insgesamt 822 erwachsene Patientinnen und Patienten mit Speiseröhrenkrebs, darunter 457 aus europäischen Zentren. In der Zusammenschau aller Studien lag das Gesamtüberleben ein Jahr nach MIO bei 73%, nach offener Op. bei 67%, was einen nicht signifikanten Unterschied von 15% ausmachte. Beim rezidivfreien Überleben nach einem Jahr waren die Zahlen ganz ähnlich. Nach drei Jahren war in beiden Gruppen jeweils nur noch gut die Hälfte der Patienten am Leben, ohne Rezidiv hatten 45% bzw. 50% überlebt. Auch im Hinblick auf andere onkologische Parameter waren die beiden Verfahren nahezu gleichwertig. Das galt für die Rate positiver Resektionsränder, die Zahl resezierter Lymphknoten und das Auftreten von Lokalrezidiven nach mindestens dreijähriger Nachbeobachtung. Deutlich weniger postoperative Pneumonien Worin sich die Gruppen jedoch deutlich unterschieden, war die Häufigkeit postoperativer Komplikationen, vor allem an der Lunge. So waren postoperative Pneumonien bei den minimalinvasiv operierten Patienten um fast 60% seltener als nach offener Op., pulmonale Komplikationen insgesamt um relative 56% seltener. In der MIO-Gruppe hatten die Patienten außerdem im Mittel gut 200 ml weniger an Blut verloren. Ansonsten gab es aus chirurgischer Sicht keine nennenswerten Unterschiede, weder bei den Anastomosenlecks noch bei den fälligen Nachoperationen, der Dauer des Klinikaufenthalts oder des Aufenthalts in der Intensivstation. Insbesondere war die Mortalität innerhalb von 90 Tagen fast gleich. „Der Nutzen der MIO scheint vor allem in der Reduktion postoperativer Komplikationen zu liegen“, so Müller, der die Sektion „Minimal Invasive und Roboter-assistierte Chirurgie“ an der Uniklinik leitet, und sein Team. Dies habe sich in der Studie allerdings nicht auf das onkologische Ergebnis niedergeschlagen. Unklar bleibe, ob Roboter-assistierte Verfahren noch weitere Vorteile bringen könnten. In früheren Studien sei gezeigt worden, dass pulmonale Komplikationen, insbesondere Pneumonien, Risikofaktoren für ein verkürztes Überleben darstellen. Erhebliche Lernkurve Das Team weist darauf hin, dass die MIO in technischer Hinsicht eine gewisse Herausforderung für den Chirurgen darstellt. Bis die Methode beherrscht werde, seien etwa 100 solche Operationen erforderlich (im Vergleich zu etwa 70 für die offene Ösophagektomie). Bei der Durchführung der hier analysierten Studien sei diese Lernkurve vermutlich noch nicht überschritten worden, was darauf hindeute, dass die Ergebnisse in Zukunft möglicherweise noch besser ausfallen könnten. Dies müssten jedoch weitere Studien zeigen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Ist die minimalinvasive Ösophagektomie (MIO) bei Patienten mit Speiseröhrenkrebs dem offenen Verfahren überlegen? Antwort: In einer Metaanalyse über sechs randomisierte kontrollierte Studien war die MIO mit deutlich weniger postoperativen Komplikationen, vor allem an der Lunge, assoziiert. In onkologischer Hinsicht schnitten die beiden Verfahren fast gleich ab. Bedeutung: In puncto Lebensqualität ist die MIO möglicherweise von Vorteil, obwohl sich die Überlebensraten damit nicht verbessern ließen. Einschränkung: Patienten nicht verblindet; mögliche Unterschiede in der Erfahrung und dem technischen Können der Operateure; Unterschiede in der Anwendung der minimalinvasiven Technik.

Springer Medizin

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