Erschienen in:
04.06.2019 | Leitthema
Offene Türen in psychiatrischen Kliniken
Eine Übersicht über empirische Befunde
verfasst von:
Prof. Dr. Tilman Steinert, Lisa Schreiber, Florian G. Metzger, Sophie Hirsch
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 7/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Frage, ob psychiatrische Kliniken vollständig offen geführt werden können und sollten, wird derzeit vielfach diskutiert. Die novellierten öffentlich-rechtlichen Gesetze erlauben inzwischen in mehreren Bundesländern Deutschlands eine derartige Praxis ausdrücklich. In Teilen Österreichs ist dies sogar faktisch verpflichtend. Wir führten eine systematische Literaturrecherche durch, um Arbeiten zu identifizieren, die Daten zu dieser Fragestellung liefern.
Methode
Literatursuche in PubMed, ergänzt durch Handsuche in den Literaturverzeichnissen der gefundenen Arbeiten.
Ergebnisse
Insgesamt konnten 26 Arbeiten identifiziert werden, die empirische quantitative Daten referierten. Überwiegend stammten diese Arbeiten aus Deutschland und der Schweiz. Die Mehrheit der Arbeiten war in den letzten 5 Jahren publiziert worden. Die Definition von „offenen Türen“ reichte von einer nur vage beschriebenen „open door policy“ bis zur konkreten Benennung von Öffnungszeiten. Teilweise wurde eine Verringerung von Zwangsmaßnahmen berichtet, eine Assoziation negativer Ereignisse mit der offenen Führung von Stationen wurde in keiner Studie berichtet.
Diskussion
Generell wiesen alle Studien methodische Schwächen auf. Prospektive randomisierte kontrollierte oder quasi-experimentelle Studien fehlen für den europäischen Versorgungskontext. In verschiedenen Studien ist ein wesentliches Risiko von Verzerrungen möglich. Eine abschließende Schlussfolgerung, in welchem Umfang eine generell offene Psychiatrie praktikabel ist und mit welchen Risiken sie einhergeht, ist gegenwärtig nicht möglich. Es besteht ein Bedarf an qualitativ hochwertigen prospektiven Studien.