In Deutschland gehören Schussverletzungen im Allgemeinen und im Fachbereich der Ophthalmologie im Besonderen zu den seltenen klinischen Diagnosen im Unterschied zu anderen Ländern [
12]. Dies beruht auf der starken Reglementierung von Schusswaffen und Munition durch das deutsche Waffengesetz. Die Wühlmausschussfalle zählt aufgrund der Verwendung von Platzpatronen (Kartuschenmunition) nicht zu den „scharfen“ Waffen. Der Zugang und Erwerb von Kartuschenmunition ist in Anlage 1 des Waffengesetzes geregelt. Nach Prüfung und Zulassung durch das Physikalisch-technische Bundesamt ist der Erwerb in Deutschland für jedermann ab 18 Jahren möglich [
1]. Wühlmausschussfallen sind selbstauslösende Waffen zur Bekämpfung schädlicher Nagetiere, die offiziell geprüft und zugelassen sind. Technisch handelt es sich um stationäre Federpistolen, die mit Platzpatronen des Kalibers 9 × 17 betrieben werden. Dazu wird das Schussgerät über ein schraubbares Patronenlager geladen und in den Bau der Wühlmaus eingegraben. Der Schuss wird infolge leichter Berührung durch die Wühlmaus an einem Metallring vor der Mündung ausgelöst. Die Wühlmaus stirbt durch den dabei ausgelösten Hochdruckgasstrahl [
4]. Handhabungsprobleme können zu Verletzungen beim Anwender führen. Das Verletzungsmuster ist vergleichbar zu anderen Hochgeschwindigkeitsverletzungen mit multiplen FK wie der Schrotschussmunition. Die Schwere der Verletzung ist abhängig von der übertragenen Energie und somit von der Distanz, der Temperatur, der Pulvermenge, der Kugelgröße und -form, des Kugelgewichtes sowie vom Kugelquerschnitt. Daher muss bei diesen Verletzungen prinzipiell mit zusätzlichen schweren intraokularen Verletzungen gerechnet werden [
11]. Bereits tief in die Kornea eingedrungene FK können durch Vernarbungen oder irreguläre Oberfläche dauerhafte Visuseinschränkungen verursachen [
6,
7]. Sehr kleine Partikel hinterlassen häufig von außen nicht feststellbare Wunden, da sich das Gewebe über dem Defekt umgehend schließt. Eine zusätzliche Bildgebung ist unerlässlich [
6] und sollte mittels Sonographie der Augen und Orbita erfolgen, ggf. stehen CT oder MRT zur Verfügung [
5,
6,
9]. In der konkreten Behandlungssituation schloss sich eine Ultraschalluntersuchung an. In der sonographischen Diagnostik von FK imponieren Plastikpartikel als Objekte mit einer niedrigeren Echogenität als die Retina oder der Glaskörper und ohne Schallschatten. Andere Stoffe, wie z. B. Metalle, Holz oder Glas, weisen eine höhere oder ähnliche Echogenität im Vergleich zum Umgebungsgewebe auf und rufen ggf. einen Schallschatten hervor [
8]. Für eine gute optische Rehabilitation sollten so viele FK wie möglich entfernt werden. Die Entfernung muss bei Beteiligung der zentralen optischen Zone der Kornea gewebeschonend erfolgen. Je tiefer und größer eine Hornhautverletzung ist, desto größer ist das Risiko einer Narbenbildung [
10]. Bei tief liegenden, aber inerten FK wie Glas oder Kunststoff muss nicht zwingend eine sofortige Entfernung erfolgen. Eine Verlaufskontrolle bezüglich etwaiger Störungen im Heilungsverlauf ist nötig [
6,
7]. Eine Vorderabschnitts-OCT unterstützt die Beurteilung der Lage der FK in der Tiefe bei der Indikationsstellung und Planung notwendiger intrakornealer FK-Entfernungen [
3]. Bei großen, tiefen und zentralen Defekten empfiehlt sich eine häufigere Applikation der antibiotischen Lokaltherapie. Es sollte eine Reevaluation des Befundes und der Therapie insbesondere bei Verletzungen durch metallische und organische Partikel erfolgen [
2,
6]. Bei Funktionserholung und Beschwerdefreiheit verzichteten wir in Rücksprache mit dem Patienten auf eine vollständige FK-Entfernung. Erforderlich sind dann die langfristige Befundkontrolle und Fortführung der topischen Steroidtherapie zur Reduktion der Narbenbildung [
6]. Nach 4 Monaten fiel eine leicht rückläufige Anzahl von FK sowohl in der Hornhaut als auch in der Bindehaut auf. Demnach war das Material teilweise abbaubar, oder es kam zur Extrusion. Die Rückfrage beim Hersteller der Kartuschenmunition ergab keinen konkreten Aufschluss. Das Treibmittel besteht aus einem Gel, welches auskristallisiert und verschiedene Komponenten enthält, u. a. Nitroglycerin. Die Verbrennungsprodukte sind laut Hersteller nicht näher untersucht worden, sodass sich die Zusammensetzung der Einsprengungen, deren Eigenschaften und Verhalten zum aktuellen Zeitpunkt nicht vollständig aufklären ließen.