Krebsüberlebende: Zu viel Optimismus kann ungesund sein

Viele Erwachsene, die als Kinder oder Jugendliche eine Krebserkrankung überstanden haben, sorgen sich wenig um ihre gesundheitliche Zukunft. Zu wenig, legt man die mit den durchgemachten Therapien verbundenen Risiken zugrunde. Das könnte negative Folgen haben. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Ein erklecklicher Anteil, nämlich 31%, der erwachsenen Überlebenden von Krebserkrankungen in jungen Jahren machen sich mit Blick auf künftige Erkrankungsrisiken keine Sorgen. Der entsprechende Anteil unter gesunden Vergleichspersonen ist mit 34% kaum, wenngleich statistisch signifikant höher. Nimmt man Bedenken für künftige Erkrankungen an bösartigen Tumoren, unterscheiden sich die Quoten der Sorglosen mit 40% der Überlebenden und 38% der nicht krebskrank Gewesenen auch statistisch nicht. Selbst Überlebende, die relativ hohe Strahlendosen verabreicht bekommen haben (≥ 20 Gy), geben sich recht zuversichtlich: 35% der Angehörigen dieser Hochrisikogruppe machen sich keine Gedanken über künftige Tumorleiden, und 24% haben keine Bedenken hinsichtlich ihrer Gesundheit. Diese Zahlen hat eine Studiengruppe um Todd Gibson vom St. Jude Children’s Research Hospital in Memphis vorgelegt. Die Forscher hatten die Daten einer retrospektiven Kohortenstudie ausgewertet, die von mehr als 15.000 erwachsenen Krebsüberlebenden stammten. Die Teilnehmer waren im Alter von unter 21 an Krebs erkrankt und nun median 26 Jahre alt. Seit der Malignomdiagnose waren im Mittel 17 Jahre vergangen. Die Vergleichsgruppe bildeten knapp 4000 ihrer Schwestern und Brüder. Anlässe zur Sorge „Der Anteil von sorglosen Überlebenden, die Therapien mit hohem Risiko für Späteffekte ausgesetzt gewesen waren, war erstaunlich hoch“, schreiben Gibson und Kollegen mit Blick auf die Resultate ihrer Analyse. Dabei bestünde durchaus ein gewisser Anlass zur Sorge für Frauen und Männer, die eine Krebserkrankung im Kindesalter überstanden haben. Ihr Risiko, sich eine schwere, beeinträchtigende, lebensbedrohliche oder gar tödliche Erkrankung zuzuziehen, ist laut Zahlen aus der Literatur fünfmal höher als das ihrer Geschwister. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie im Alter von 45 Jahren an einer ernsten oder sogar lebensbedrohlichen Krankheit leiden, beträgt 95,5% – verglichen mit 80,5% ihrer Geschwister. Das Risiko für ein malignes Neoplasma ist sechsmal höher als in der Allgemeinpopulation, und jeder fünfte Krebsüberlebende wird in den 30 Jahren nach der Therapie einen Folgetumor entwickeln. Manche Überlebende machen sich exzessive Sorgen um ihre Gesundheit. Dabei ist das Risiko für einige tatsächlich gering. Doch das andere Extrem, der Mangel an Bedenken, wo sie berechtigt wären, ist ebenfalls nicht gesund. „Sorglosigkeit gegenüber potenziellen Spätfolgen der Krebstherapie könnte ein Hindernis dafür sein, im eignen Interesse zu handeln und sich gesund zu verhalten“, meinen Gray und Mitarbeiter. Es müsse sichergestellt werden, dass Krebsüberlebende mit hohem Risiko für Späteffekte die drohenden Gefahren verstehen und anerkennen. Zumindest einige der Risiken könnten durch Früherkennung und zeitige Intervention entschärft werden. Doch setzt das voraus, dass die Betroffenen sich überhaupt veranlasst sehen, solche Maßnahmen zu ergreifen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie blicken Langzeitüberlebende von Krebserkrankungen in jungen Jahren in ihre gesundheitliche Zukunft? Antwort: Ein erheblicher Teil ist optimistisch, was künftige Erkrankungsrisiken betrifft. Selbst nach relativ hochdosierter Strahlentherapie macht sich rund jeder Dritte keine Sorgen, an einem weiteren Malignom zu erkranken. Bedeutung: Krebsüberlebenden sollte eine realistische Vorstellung davon vermittelt werden, welche Gesundheitsgefahren ihnen drohen. Sonst besteht das Risiko, dass sie keine Gegenmaßnahmen ergreifen. Einschränkung: Nur für etwa die Hälfte der Basiskohorte lagen Langzeitdaten vor, und die als Vergleichsgruppe gewählten Geschwister von Krebskranken sind aufgrund der Erlebnisse mit ihren Schwestern und Brüdern womöglich nicht repräsentativ für die Allgemeinpopulation.

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