30.09.2020 | Onkologie | Psychoonkologie
Was Männer davon abhält, ambulante Krebsberatungsstellen aufzusuchen. Eine qualitative Studie
verfasst von:
Oliver Bayer, Dr. med. Fabian Billaudelle, Dr. med. Jürgen Alt, Prof. Dr. med. Georg Heß, Michael Specht, Bärbel Höfinghoff, Petra Riedel, Martin Wickert, Marlene Hechtner, Prof. Dr. rer. med. Susanne Singer
Erschienen in:
Die Onkologie
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Ausgabe 11/2020
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Zusammenfassung
Ambulante Krebsberatungsstellen (KBS) bieten psychosoziale Hilfe für Krebserkrankte und deren Angehörige. Das Angebot der Beratungsstellen wird von Männern, selbst wenn sie psychisch stark belastet sind, deutlich seltener in Anspruch genommen als von Frauen. Ziel dieser qualitativen Studie war es herauszufinden, welche Barrieren der Inanspruchnahme entgegenstehen. Wir befragten psychisch belastete Krebspatient*innen und Angehörige, die bislang noch keine Krebsberatungsstelle aufgesucht hatten. In leitfadengestützten Interviews wurden sie gefragt, welche Gründe der Inanspruchnahme von Krebsberatung entgegenstanden. Die Interviews wurden inhaltsanalytisch nach Mayring ausgewertet. In die Studie eingeschlossen wurden 46 nichtratsuchende Personen, davon 25 Männer, im Median 63 Jahre alt. Nichtratsuchende Männer äußerten als Motive für die Nichtinanspruchnahme: mangelnde Information über die Existenz, die genauen Inhalte und den konkreten Nutzen, Vorbehalte gegen und falsche Vorstellungen von KBS. Des Weiteren wurden ein geringer subjektiver Bedarf und eine ausreichende Unterstützung durch das soziale Umfeld oder durch behandelnde Ärzt*innen als Begründung dafür angeführt, keine psychosoziale Beratung in Anspruch zu nehmen. Männer, die psychisch belastet sind, aber keine Beratung in Anspruch nehmen, könnten leichter den Weg in Beratungsstellen finden, wenn sie über die Existenz von KBS, die genauen Inhalte und den Nutzen von Krebsberatung informiert wären. Hausärzt*innen und onkologisch tätigen Fachärzt*innen kommt eine zentrale Rolle als Zuweiser von Krebsberatungsstellen zu.