Immuncheckpointinhibitoren und Nebenwirkungen
Allgemeine klinische Aspekte
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Hautmanifestationen nach 2 bis 3 Wochen (1. Dosis),
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Kolitis nach 5 bis 10 Wochen (2. Dosis),
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Hepatitis nach 12 bis 16 Wochen (3. Dosis),
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endokrine Dysfunktionen nach 9 Wochen (4. Dosis) und
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Pneumonitis nach 8 bis 14 Wochen.
Radiologische und nuklearmedizinische Manifestationen
Kolitis
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diffuse Kolitis,
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segmentale Kolitis assoziiert mit Divertikulitis und
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isolierte rektosigmoidale Kolitis ohne Divertikulose.
Immunbedingte Nebenwirkung | Typische bildgebende Befunde | Wichtige Differenzialdiagnosen |
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Kolitis |
Muster:
Diffuse Kolitis (diffuse Wandverdickung, vermehrte Kontrastmittelaufnahme der Mukosa, vermehrte mesenteriale Gefäßzeichnung) Segmentale Kolitis assoziiert mit Divertikulitis (Wandverdickung, perikolische Fettgewebsdichteerhöhung, vermehrte mesenteriale Gefäßzeichnung, vermehrte Kontrastmittelaufnahme der Mukosa, Divertikel) Isolierte rektosigmoidale Kolitis ohne Divertikulose (Wandverdickung, vermehrte Kontrastmittelaufnahme der Mukosa, perikolische Fettgewebsdichteerhöhung) |
Morbus Crohn:
Involviert vorwiegend das terminale Ileum, ungleichmäßige und transmurale, entzündliche Dichteerhöhung des umliegenden Fettgewebes, submukosales Fett, „fibrofatty hyperplasia“, Fisteln
Colitis ulcerosa:
Befällt typischerweise das Kolon mit zunehmender Intensität nach distal, diffuse Atrophie der Krypten, submuköses Halo oder Fett
Infektiöse Kolitis:
Vorwiegend limitiert auf das rechte Kolon, Wandverdickung, homogene Kontrastmittelaufnahme
Pseudomembranöse Kolitis:
Ausgeprägte zirkumferenzielle oder exzentrische Wandverdickung des gesamten Kolons |
Hepatitis | CT, MRT: Hepatomegalie, periportales Ödem, verminderte Leberdichte im Vergleich zur Baseline-CT, periportale T2-Signalsteigerung, vergrößerte periportale Lymphknoten Ultraschall: periportale Echogenitätssteigerung und Gallenblasenwandödem |
Virale Hepatitis:
positive Virusserologie
Akute alkoholtoxische Lebererkrankung:
Alkoholmissbrauch, Steatohepatitis, Zirrhosis hepatis
Idiopathische Autoimmunhepatitis:
Autoantikörper, Zirrhose |
Pankreatitis | CT, MRT: Organvergrößerung, Verminderung der Parenchymdichte, umgebende Fettgewebsdichteerhöhung PET-CT: vermehrte FDG-Aufnahme |
Immunoglobulin-G4-assoziierte Autoimmunpankreatitis:
Auflösung der normalen fettigen Lobulierung („Wurst-Pankreas“), fokale Formen, kann simultane Befunde in anderen Organen aufweisen (z. B. Gallengänge, Speicheldrüsen, Aorta und retroperitoneales Fettgewebe) MRCP: diffuse Einengung oder segmentale Stenose des Pankreashauptgangs („pancreatic duct penetrating sign“) ohne Gangaufstau, evtl. Strikturen des pankreatischen Segments des Ductus choledochus, proximaler Gallengangsaufstau und Gallenblasenvergrößerung |
Pneumonitis |
Muster:
kryptogene organisierende Pneumonie (COP) Nichtspezifische interstitielle Pneumonie (NSIP) Hypersensitivitätspneumonitis (HP) und akute interstitielle Pneumonie/akutes respiratorisches Distresssyndrom (AIP/ARDS)
Befall:
untere > mittlere > obere Lungenabschnitte
Verteilung:
gemischt und multifokal > peripher und basal
Spezifische Befunde:
Mattglasverschattungen, retikuläre Verschattungen, Konsolidierungen |
Bakterielle Pneumonie:
asymmetrische Konsolidierungen mit Luftbronchogramm, Pleuraerguss
Medikamenteninduzierte Pneumonitis:
Durchsicht der Medikamentenhistorie
Strahlenpneumonitis:
betrifft Lungenabschnitte die über einen Dosisschwellenwert von 30–40 Gy bestrahlt wurden, berücksichtigt keine anatomischen Grenzen wie interlobuläre Fissuren und bronchiovaskuläre Strukturen, zeigt Mattglasverschattungen, welche im zeitlichen Verlauf an Dichte zunehmen und schließlich konsolidieren |
Hypophysitis | Moderate Vergrößerung der Hypophyse, konvexe Kontur, Vergrößerung des Stiels oder Infundibulums, homogene Kontrastmittelaufnahme |
Hypophysenmakroadenom:
asymmetrische oder fokal vergrößerte Hypophyse mit normalem Stiel, heterogene Kontrastmittelaufnahme ohne durale Ausläufer
Hypophysenmetastasen:
Melanom, Brust- und Lungenkarzinome (selten)
Autoimmunhypophysitis:
junge Frauen während der Schwangerschaft oder postnatalen Periode, Kopfschmerz, Visuseinschränkungen und ACTH-Mangel |
Arthritis | Ultraschall und MRT: proliferative Synovitis mit typischer Hyperämie und synovialer Verdickung, Gelenkerguss, manchmal Gelenkerosionen, Tenosynovitis, Knochenmarködem PET-CT: erhöhte FDG-Aufnahme in der Synovia multipler bilateraler Gelenke
Muster:
unspezifisch, große und/oder kleine Gelenke, Oligoarthritis, additive Arthritis, oder schwere Polyarthritis |
Rheumatoide Arthritis:
symmetrischer Befall kleiner Gelenke, Metakarpophalangeale und proximale Interphalangealgelenke, antizyklische Citrullinated-peptid-Antikörper, Rheumafaktoren |
Sarkoidähnliche Lymphadenopathie | Symmetrische mediastinale und bihiläre Lymphknotenvergrößerung mit entweder neuen oder vergrößerten vorbestehenden Lymphknoten |
Metastatische Lymphadenopathie:
oft asymmetrisch, evtl. inhomogenes Kontrastmittelverhalten mit inhärenten oder behandlungsbedingten Nekrosen |
Hepatitis
Pankreatitis
Pneumonitis
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kryptogene organisierende Pneumonie (COP) in 65 %,
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unspezifische interstitielle Pneumonie (NSIP) in 15 %,
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Hypersensitivitätspneumonitis (HP) in 10 % und
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akute interstitielle Pneumonie/akutes respiratorisches Distresssyndrom (AIP/ARDS) in 10 %.
Hypophysitis
Arthritis
Sarkoidähnliche Lymphadenopathie
Nebenwirkungen neuerer Immuncheckpointinhibitoren
Fazit für die Praxis
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Die zunehmende Verwendung von Immuncheckpointinhibitoren erhöht die Notwendigkeit radiologischer Kompetenzen zur Abklärung immunbedingter Nebenwirkungen.
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Die wichtigsten bildgebenden Manifestationen sind Kolitis, Hepatitis, Pankreatitis, Hypophysitis, Pneumonitis, Arthritis und die sarkoidähnliche Lymphadenopathie; lebensbedrohliche Komplikationen können aus einer Kolitis, Pneumonitis und Hypophysitis resultieren.
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Die CT ist für die Abklärung akuter gastrointestinaler und pulmonaler Nebenwirkungen die Methode der Wahl, MRT für die Hypophysitis und US für rheumatologische Nebenwirkungen. PET-CT-Untersuchungen zeigen einen erhöhten Glukosestoffwechsel der betroffenen Organe.
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Die Abgrenzung von anderen Autoimmunerkrankungen sowie einer immunbedingten Pneumonitis von entzündlichen oder medikamentenbedingten pulmonalen Erkrankungen kann sehr schwierig sein und bedarf einer engen multidisziplinären Zusammenarbeit.