12.08.2022 | Operationen an den Ohren | Übersichten
Piezoelektrische Ohrchirurgie: systematische Literaturübersicht
verfasst von:
Dr. med. Stefan Lyutenski, Anja Lieder, Marc Bloching
Erschienen in:
HNO
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Ausgabe 9/2022
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Zusammenfassung
Hintergrund
Durch die Kombination aus Mikrooszillationen und Kavitation bietet das piezoelektrische Instrument (PEI) eine für die Ohrchirurgie neuartige Technologie zur Knochenabtragung. Das Ziel dieser Übersichtstudie ist, die Vorteile, Nachteile und Limitationen solcher Instrumente im Vergleich mit dem Bohrer zu ermitteln.
Material und Methoden
Die Literaturrecherche in PubMed/MEDLINE und Google Scholar erfolgte entsprechend den PRISMA-Empfehlungen. Die primäre Selektion umfasste alle Studien, die über eine Anwendung von PEI in der Ohrchirurgie oder über dessen Auswirkung auf das Innenohr berichteten. In der sekundären Selektion wurden nur Studien mit einer Kontrollgruppe eingeschlossen.
Ergebnisse
In der primären Selektion wurden 49 Studien von 2003 bis 2022 identifiziert. Diese berichteten über 1162 Ohroperationen, die mit PEI für unterschiedliche Indikationen durchgeführt wurden. Die Datenlage basiert vorwiegend auf nicht kontrollierten retrospektiven Studien oder Kasuistiken (76 %). Nur eine von den fünf kontrollierten klinischen Studien ist prospektiv randomisiert. Die Vorteile des PEI werden kritisch gegenüber seinen Limitationen und Nachteilen im Vergleich mit dem Bohrer analysiert.
Schlussfolgerung
Die piezoelektrische Chirurgie ist eine innovative und vielversprechende operative Technik im Bereich des Felsenbeins. Das PEI scheint eine präzisere und sichere Knochenabtragung an der Weichteilgrenze als der traditionelle Bohrer zu ermöglichen. Die langsamere Knochenabtragung sowie wirtschaftliche Faktoren sind aktuell Limitationen für seine breite Anwendung in der Ohrchirurgie.