Antistressball oder Händchenhalten im OP?

Händchenhalten oder Antistressbälle helfen den meisten Hautkrebspatienten während eines lokalchirurgischen Eingriffs einer US-Studie zufolge offenbar wenig, um ihre Angst vor und während der Prozedur zu zügeln. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Rückt der Arzt mit dem Skalpell näher, rutscht so manchem Patienten dann doch das Herz in die Hose. Ob man die Angst von Patienten bei hautchirurgischen Eingriffen unter Lokalanästhesie mit einfachen und kostengünstigen Methoden eindämmen kann, haben jetzt Arianna Yanes von der Northwestern University Chicago und Kollegen untersucht. 135 Erwachsene im Alter von median 65 Jahren mit einem Nicht-Melanom-Hautkrebs an Kopf oder Hals wurden in drei Gruppen randomisiert. Als unterstützende Maßnahme in Gruppe 1 legte eine weibliche Mitarbeiterin während der Injektion zur Anästhesie und der Exzision ruhig ihre Hand auf die des Patienten. Studienteilnehmer der Gruppe 2 erhielten einen Antistressball, den sie während der Prozedur nach Bedarf zusammendrücken konnten. Patienten der Gruppe 3 (Kontrollgruppe) wurden wie gewohnt ohne diese Hilfestellungen behandelt. Die Angststärke der Patienten wurde über eine visuelle Analogskala (VAS), den State-Trait Anxiety Inventory (STAI) sowie die Messung von Blutdruck und Puls bestimmt. Darüber hinaus wurde die Patientenzufriedenheit ermittelt. Alle Eingriffe wurden von ein und demselben männlichen Operateur durchgeführt. Keine signifikanten Vorteile erkennbar In allen drei Gruppen ließ mit der Zeit die Angst nach. So lag beispielsweise der VAS-Score vor der Prozedur in der Kontrollgruppe noch bei 3,10, in Gruppe 1 bei 3,04 und in Gruppe 2 bei 3,09. Während der Exzision erreichten die Patienten Werte von 1,88, 2,31 und 2,47. Zwischen den drei Gruppen ließen sich aber keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich des Angstlevels erkennen. Signifikant mehr Angst im Vorfeld hatten Patienten, die sich genau über den Ablauf der Prozedur informiert hatten (VAS 3,84 vs. 2,62 bei den Nichtinformierten). Während des Eingriffs glichen sich die Werte zwischen den beiden Gruppen jedoch an. Dabei neigten Frauen eher dazu, sich zu informieren und hatten entsprechend höhere Angst-Scores als die Männer. Auch auf den Schmerz nach dem Eingriff hatten die Beruhigungsversuche offenbar keinen Einfluss (Schmerzscore Kontrollen: 0,78; Gruppe 1: 0,64; Gruppe 2: 0,67). Nach ihrer Zufriedenheit mit der Vorgehensweise befragt, gaben 99,2% aller Patienten an, sie seien sehr zufrieden. Viele der Patienten hatten über einen beruhigenden Effekt des Handhaltens oder des Antistressballs berichtet. Diese Angaben deckten sich allerdings nicht mit den ermittelten Scores, hier waren kaum Unterschiede gegenüber der Kontrollgruppe erkennbar. Möglicherweise, so Yanes und Kollegen, würde das Ergebnis in einzelnen Subgruppen anders ausfallen, etwa bei besonders Ängstlichen, die vielleicht tatsächlich stärker profitierten. Denkbar sei auch, dass es für Patienten hilfreicher wäre, wenn eine vertraute Person die Hand während des Eingriffs halte oder die Patienten das Mittel zur Angstreduktion individuell wählen könnten. Das Wichtigste in Kürze Frage: Lässt sich mit einem Antistressball oder dem Halten der Hand während eines chirurgischen Eingriffs unter Lokalanästhesie die Angst der Patienten verringern? Antwort: Zwar beruhigten sich alle Patienten im Laufe der Prozedur, es ergaben sich jedoch keine Vorteile für die gewählten Methoden gegenüber der Kontrollgruppe. Auch auf den postoperativen Schmerz und die Patientenzufriedenheit hatten die Maßnahmen keinen Einfluss. Bedeutung: Es ist nicht auszuschließen, dass einzelne Patienten von den Methoden profitiert haben, bei den meisten war jedoch kein Effekt erkennbar. Einschränkung: Eine Verblindung der Studienteilnehmer war nicht möglich. Die Angst der Patienten wurde möglicherweise auch dadurch beeinflusst, dass der Eingriff wegen einer Krebserkrankung stattfand.

Springer Medizin

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