Erschienen in:
01.09.2013 | Kommentare
„Opfer-Überzeugungen“
Anmerkungen zu Gerd Rudolf
verfasst von:
Dr. phil. Tilmann Moser
Erschienen in:
Forum der Psychoanalyse
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Ausgabe 3/2013
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Auszug
Obwohl ich mich einfühlen kann in die Nöte eines Gutachters und Obergutachters, der mit einer Fülle von schlecht begründeten Anträgen auf Psychotherapie und Psychoanalyse konfrontiert ist und unter der Häufung eines oft wenig differenziert ins Feld geführten Traumabegriffs leidet, müsste man das relativ neue Thema nicht gleich mit dem Bad ausschütten und mit spöttischem Ton einige vielleicht groteske Beispiele als Zeichen eines drohenden diagnostischen Unheils anführen. Herr Rudolf mag recht haben, dass es erstaunliche Zirkelschlüsse in den Begründungen der Anträge gibt, so wenn vom angeblichen Trauma auf die Biografie und von der Biografie auf das zwangsläufig lastende Trauma geschlossen wird. Aber dass es sich um ein von den Medien gefördertes Modethema handelt und den oft sehr leidenden Patienten unterstellt wird, dass viele einfach verwöhnt sind oder nicht aus der Opferrolle loskommen wollen, ist starker Tobak. Und die Therapeuten fallen durch Überidentifikation darauf rein und machen dazu noch falsche Heilungsversprechen, unter Mitarbeit von Kliniken, die den neuen Ehrentitel mitunter leichtfertig vergeben. …