Oral- und Oropharynxkarzinome möglichst schnell behandeln

Erfolgt die Behandlung eines Plattenepithelkarzinoms der Mundhöhle oder des Oropharynx später als sechs Wochen nach der Diagnose, beeinträchtigt dies einer taiwanischen Studie zufolge die Überlebenschancen des Patienten. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Die Inzidenz des Oral-/Oropharynxkarzinoms (OSCC) nimmt in den letzten Jahrzehnten zwar weltweit ab, doch auch heute leben fünf Jahre nach der Diagnose nur noch rund 60% der Patienten. Diese Quote sinkt weiter auf 20–30%, wenn die Krankheit erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt bzw. behandelt wird. Welchen Einfluss eine verzögerte Behandlung auf das Überleben hat, haben William Wang-Yu vom Taipei Tzu Chi Hospital in New Taipei City und Kollegen in einer Kohortenstudie anhand der Daten von 5743 Personen untersucht. Bei den Studienteilnehmern war zwischen 2004 und 2009 im Rahmen eines Screening-Programms ein OSCC festgestellt worden. 97% von ihnen waren Männer, meist im Alter zwischen 30 und 59 Jahren, sie waren Raucher oder kauten Bethelnuss. 57% der Patienten hatten innerhalb von drei Wochen nach der Diagnose eine Therapie erhalten, 86,5% innerhalb von sechs Wochen und 13,5% wurden erst nach mehr als sechs Wochen behandelt. Die Zeit bis zum Therapiebeginn variierte je nach Lokalisation des Karzinoms. So wurden Lippenkarzinome etwa am schnellsten behandelt (durchschnittlich nach 16 Tagen), während bis zur Therapie von Tumoren an Zahnfleisch, Trigonium retromolare oder Oropharynx 21 Tage verstrichen. Ab drei Wochen Therapieverzögerung steigt das Risiko Vergingen bis zur Therapie mehr als drei Wochen, war das Mortalitätsrisiko in der univariaten Analyse signifikant höher als bei Patienten, die innerhalb von drei Wochen nach der Diagnose behandelt wurden (nach 3–6 Wochen: +12%; nach > 6 Wochen: +46%). In der multivariablen Analyse wurde ein signifikanter Unterschied zu den früh Behandelten erst nach über sechs Wochen Therapieverzögerung erreicht (+18%). Signifikant negativen Einfluss auf die Überlebenschancen hatten in der multivariablen Analyse zudem ein höheres Alter zum Zeitpunkt der Diagnose, eine Lokalisation an der Zunge oder am harten Gaumen (adjustierte HR, aHR 1,37 bzw. 1,63) sowie das Krankheitsstadium (aHR Stadium II: 1,84; Stadium III: 2,97; Stadium IV: 6,33). Die Behandlung in einem medizinischen Zentrum wirkte sich im Vergleich zu regionalen Kliniken positiv auf das Überleben aus (aHR 0,83). In der Kaplan-Meier-Analyse zeigte sich in allen Krankheitsstadien ein ungünstiger Effekt auf das Überleben, wenn zwischen Diagnose und Therapiebeginn mehr als sechs Wochen lagen (Stadium I und II: aHR 1,39; Stadium III und IV: aHR 1,19). Das Wichtigste in Kürze Frage: Welche Auswirkung auf das Überleben hat ein späterer Therapiebeginn bei Rauchern mit Oral- bzw. Oropharynxkarzinom? Antwort: Patienten, die mehr als sechs Wochen nach der Diagnose mit der Behandlung begannen, verschlechterten damit ihre Überlebenschancen um 18%. Bedeutung: Möglicherweise entsteht eine solche Verzögerung auch durch die Überweisung an einen Spezialisten. Deshalb wäre den Studienautoren zufolge der Hinweis auf eine notfallmäßige Behandlung hilfreich. Einschränkung: Daten zur Art der Therapie waren nicht verfügbar. Empfehlung der Redaktion HNO-Tumoren – Themenseite Von Pharynxkarzinomen über Larynxkarzinome bis hin zum seltenen malignen Melanom: Hier finden Sie alles, was Sie zur Diagnostik und Therapie dieser Entitäten wissen müssen.

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