04.08.2021 | Orthesen | Leitthema
Implantatprothetische Rehabilitation von Patienten nach Tumortherapie im Kopf-Hals-Bereich
verfasst von:
Prof. Dr. Susanne Nahles, Claudia Sachse, Oliver Wagendorf, Tabea Flügge, Benedicta Beck-Broichsitter, Max Heiland
Erschienen in:
Die MKG-Chirurgie
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Ausgabe 3/2021
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Zusammenfassung
Die prothetische dentale Rehabilitation von Patienten mit Tumoren im Kopf-Hals-Bereich ist ein wichtiger Meilenstein in der gesamten Tumortherapie, um Patienten funktionell zu rehabilitieren und sozial zu reintegrieren. Die therapiebedingt veränderten anatomischen Verhältnisse durch Resektion und Rekonstruktion oder strahlenbedingte Xerostomie ermöglichen häufig keine konventionelle prothetische Versorgung. Aus diesem Grund müssen dentale Implantate häufig zur Verbesserung der Retention genutzt werden. Bereits vor Beginn der onkologischen Therapie ist es ratsam, die Bisslage des Patienten zu archivieren, um nach ausgedehnten Rekonstruktionen eine anatomisch korrekte Wiederherstellung zu gewährleisten. Die präoperative virtuelle Planung von knöchernen Resektionen und der Rekonstruktion mit importierter prothetischer Aufstellung ermöglicht es heute, Knochentransplantate defektadaptiert zu planen und aus funktioneller und prothetischer Sicht im Sinne eines „backward planning“ ideal zu positionieren. Die Einheilzeit von Implantaten sowohl bei unbestrahlten als auch bei bestrahlten Patienten beträgt 10 bis 12 Wochen im Ober- und 6 bis 8 Wochen im Unterkiefer. Die modifizierte Vestibulumplastik mit einer implantatgetragenen Schablone schafft stabile hygienefähige und somit bestmögliche periimplantäre Weichgewebebedingungen. Die prothetische Rehabilitation mit individuellen Steg- oder festsitzenden Versorgungen ermöglicht im rekonstruierten Kiefer primäre Verblockungen und damit stabile Retentionsverhältnisse. Die Voraussetzungen für einen langfristigen Implantaterfolg sind ein optimales Weichgewebemanagement, ein konsequentes Recall-System und die zurückhaltende Indikationsstellung bei bestrahlten Patienten mit fortgesetztem Nikotinabusus.