21.04.2020 | Leitthema
Osteopathie auf dem Prüfstand
verfasst von: Dr. med. Kilian Dräger, Dr. med. Rainer Heller
Erschienen in: Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz | Ausgabe 5/2020
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Die osteopathische Medizin ist eine medizinische Fachrichtung, die von Patientenseite einen großen Zuspruch erfährt. Auf eine qualitativ hochwertige Ausbildung muss geachtet werden, damit Patienten gut und sicher betreut werden. Die Osteopathie kann oberflächlich betrachtet als Mythos missverstanden werden, sorgfältig betrachtet gründet sie sich jedoch auf medizinische, wissenschaftliche Erkenntnisse und eine solide theoretische und praktische Ausbildung. Die wissenschaftlichen Fortschritte bestätigen in zunehmendem Maß die empirischen Erfahrungen der Osteopathie. Trotz einer ausbaufähigen Studienlage im Wirksamkeitsnachweis gibt es genügend Evidenz zur verantwortungsvollen Anwendung der Osteopathie. So zeigen aktuelle Forschungsarbeiten, wie auf manuell ausgeführte osteopathische Interventionen Gewebe- und sogar Zellreaktionen ausgelöst werden können. Damit gibt der Körper eine aktive Antwort auf Umweltreize, wodurch sich die osteopathische Behandlung als aktive Therapie präsentiert. So wird die osteopathische Behandlung individualisiert ausgeführt und der Mensch als integriertes Ganzes gesehen. Durch die typisch systemische Perspektive der osteopathischen Medizin und durch ihr wissenschaftliches Verständnis ist sie sehr gut zur interdisziplinären Zusammenarbeit geeignet. An der externen Evidenz bezüglich der Osteopathie wird weitergearbeitet, jedoch gibt es aus den anderen Säulen der evidenzbasierten Medizin (EBM) genügend Erkenntnis, dass die Durchführung osteopathischer Behandlungen sinnvoll erscheint. Durch die sorgfältige manuelle osteopathische Untersuchung und Behandlung ist ein Einsparpotenzial in der medizinischen Versorgung zu vermuten. Bei der Regelung der Ausbildung und Ausübung der osteopathischen Medizin sollten osteopathische Fachgesellschaften eng eingebunden werden, um die Qualität sicherzustellen.
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