12.08.2024 | Osteosynthese | Leitthema
Posttraumatische Wachstumsstörungen am distalen Radius im Kindesalter
verfasst von:
Prof. Dr. Peter P. Schmittenbecher, Dr. Peter Laier
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 10/2024
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Zusammenfassung
Hintergrund
Distale Radiusfrakturen im Kindesalter sind häufig, führen aber selten zu relevanten Wachstumsstörungen.
Fragestellung
Die Erfahrungen eines kindertraumatologischen Zentrums über 15 Jahre sollen exemplarisch dargestellt und diskutiert werden.
Material und Methoden
Nach Selektion der Osteotomien am distalen Radius wurden klinische und radiologische Daten erfasst und analysiert.
Ergebnisse
Zehn posttraumatische Wachstumsstörungen wurden bei Patienten im mittleren Alter von 13 ½ Jahren korrigiert. In 6 Fällen war eine iatrogene Mitursache möglich. Zwei Kallusdistraktionen (mit sekundärer palmarer Plattenosteosynthese) stehen 8 primären Ad-hoc-Korrekturen mithilfe einer palmaren Platte (5-mal mit Beckenkammspan, 2‑mal mit allogenem Interponat) gegenüber. In 5 Fällen wurde zusätzlich die distale Ulnafuge adressiert. Im Verlauf wurde ein Plattenbruch registriert. Nach im Mittel 31 Monaten war in 9 Fällen die „range of motion“ (ROM) seitengleich; einmal bestand ein Extensionsdefizit von 10o.
Diskussion
Bei den meist partiellen hemmenden Wachstumsstörungen sind kausal iatrogene Ursachen zu evaluieren, um präventive Schlüsse ziehen zu können. Klinisch steht die sichtbare Deformität bei Kindern klar im Vordergrund; Schmerz und Funktionsstörungen sind weniger relevant. Die Indikation zur Korrektur muss Patientenalter, verbliebene Wachstumspotenz, Breite und Lokalisation der Fugenbrücke, die Deformität und die Patienten‑/Elternwünsche einbeziehen. Meist kann ad hoc mithilfe einer palmaren Platte und eines Beckenkamminterponats korrigiert werden; ein Fixateur zur Kallusdistraktion ist die Alternative bei größerem Korrekturumfang. Bei der Metallentfernung sollte die distale Ulnafuge nochmals auf weiteres Wachstumspotenzial überprüft werden.