Erschienen in:
24.05.2017 | Pseudarthrosen | Leitthema
Osteosyntheseassoziierte Infektionen
Epidemiologie, Definition und Diagnostik
verfasst von:
Dr. N. Renz, S. Feihl, C. E. Dlaska, M. A. Schütz, A. Trampuz
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 6/2017
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Zusammenfassung
Osteosyntheseassoziierte Infektionen treten in 1–5 % bei geschlossenen und in bis zu 30 % der offenen Frakturen auf. Drei Kriterien beschreiben osteosyntheseassoziierte Infektionen, welche die Behandlung wesentlich beeinflussen: Zeitpunkt des Auftretens der Infektion in Bezug zur initialen Operation (früh vs. spät), Pathogenese der Infektentstehung (exogen, hämatogen oder direkt von benachbartem Fokus) und die Zeitdauer der Infektion (akut vs. chronisch). Die Diagnosestellung osteosyntheseassoziierter Infektionen stellt immer eine Herausforderung dar, da sich insbesondere Low-grade-Infektionen oft mit unspezifischen und diskreten klinischen Symptomen präsentieren. Die Diagnose stützt sich auf Anamnese, klinisches Erscheinungsbild, Bildgebung, mikrobiologische und histologische Analysen. Ruheschmerzen, eine Frühlockerung bzw. eine mechanisch nicht erklärbare Pseudarthrose sind infektionsverdächtig und müssen abgeklärt werden. Eine perkutane Fistel, eine putride Wundsekretion oder ein freiliegendes Implantat bestätigen die implantatassoziierte Infektion. Ein erhöhtes C‑reaktives Protein ist weder sensitiv noch spezifisch genug, um eine chronische osteosyntheseassoziierte Infektion zu sichern. In der Beurteilung von osteosyntheseassoziierten Infektionen kann bereits die Bildgebung wegweisend sein. Radiologische Zeichen wie periimplantäre Osteolysen und Lockerungen, unruhige Kallusbildung, Pseudarthrosen oder auch Sequesterbildung können Hinweise auf das Vorliegen einer Infektion sein. Intraoperativ entnommene mikrobiologische und histologische Gewebeproben sowie die Sonikation von entfernten Implantaten vervollständigen die Diagnostik und führen meist zur spezifischen Erregeridentifikation.