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Erschienen in: Der Urologe 1/2015

01.01.2015 | Geschichte der Urologie

Oswald Schwarz

Ein Pionier der psychosomatischen Urologie und Sexualmedizin

verfasst von: Dr. H.J. Berberich, D. Schultheiss, B. Kieser

Erschienen in: Die Urologie | Ausgabe 1/2015

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Zusammenfassung

Oswald Schwarz war ein Wiener Urologe und Schüler von Anton Ritter von Frisch und Hans Rubritius. Als Teilnehmer des Ersten Weltkrieges war er als Arzt mit zahlreichen Schussverletzungen des Rückenmarks konfrontiert und habilitierte sich 1919 schließlich mit dem Thema „Über Störungen der Blasenfunktion nach Schussverletzungen des Rückenmarks“. Oswald Schwarz galt als engagierter Operateur. Er behandelte als Urologe außerdem Patienten mit sexuellen Störungen. Neben der praktisch- und wissenschaftlich-urologischen Tätigkeit wandte sich Schwarz psychologischen und philosophischen Themen zu und hielt dazu zahlreiche Vorträge, weshalb er in Wien den Beinamen der „Urosoph“ trug. Oswald Schwarz gehörte in den 1920er Jahren zum engsten Kreis um Alfred Adler (Individualpsychologie) und war Herausgeber des ersten psychosomatischen Lehrbuchs in deutscher Sprache, das den Titel „Psychogenese und Psychotherapie körperlicher Symptome“ trug (1925). Schwarz verfasste ferner zahlreiche Artikel und mehrere Bücher zu sexualwissenschaftlichen Themen. Außerdem lieferte er wertvolle Beiträge zur Entwicklung einer medizinischen Anthropologie. Das gesamte überlieferte Werkverzeichnis von Oswald Schwarz umfasst 130 Publikationen. Angesichts des sich in Europa ausbreitenden Faschismus und Nationalsozialismus emigrierte Oswald Schwarz, der jüdischer Abstammung war, 1934 nach England, wo er 1949 im Alter von 65 Jahren verstarb. Leider geriet sein wissenschaftliches Werk in Vergessenheit. Der nachfolgende Artikel soll ein Beitrag sein, es wieder in Erinnerung zu rufen.
Fußnoten
1
1927 war Schwarz nach heftigen Auseinandersetzung mit Alfred Adler aus der individualpsychologischen Vereinigung ausgetreten. Adler weigerte sich strikt, philosophische Modelle in die Individualpsychologie zu integrieren [11].
 
2
Ein Symptom ist nach Schwarz ein Zeichen, das etwas anzeigt. Was für eine Krankheit wesentlich ist, wird zum Symptom, der Rest der Befunde wird als etwas noch nicht wesentlich Gewordenes mitgeschleppt (Schwarz 1929).
 
Literatur
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Zurück zum Zitat Ultzmann R (1879) Über die Neuropathien (Neurosen) des männlichen Harn- und Geschlechtsapparates. Urban & Schwarzenberg, München, S 1 Ultzmann R (1879) Über die Neuropathien (Neurosen) des männlichen Harn- und Geschlechtsapparates. Urban & Schwarzenberg, München, S 1
Metadaten
Titel
Oswald Schwarz
Ein Pionier der psychosomatischen Urologie und Sexualmedizin
verfasst von
Dr. H.J. Berberich
D. Schultheiss
B. Kieser
Publikationsdatum
01.01.2015
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
Die Urologie / Ausgabe 1/2015
Print ISSN: 2731-7064
Elektronische ISSN: 2731-7072
DOI
https://doi.org/10.1007/s00120-014-3732-9

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