Erschienen in:
08.02.2022 | Ovarialkarzinom | Leitthema
Aktuelles zur systemischen Rezidivtherapie des epithelialen Ovarialkarzinoms
verfasst von:
Dr. Carlota Claussen, Lars Hanker
Erschienen in:
Die Gynäkologie
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Ausgabe 3/2022
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Zusammenfassung
Hintergrund
Bis zu 70–80 % der fortgeschrittenen Ovarialkarzinompatientinnen entwickeln ein Rezidiv innerhalb von 5 Jahren nach der Erstlinientherapie, sodass weitere systemische Therapielinien erforderlich werden. In den letzten Jahren haben neue Medikamente, wie die PARP(„poly adenosine diphosphate-ribose polymerase“)-Inhibitoren, die Behandlungspraxis verändert.
Fragestellung
Update der aktuellen systemischen Rezidivtherapie beim Ovarialkarzinom.
Material und Methode
Darstellung, Auswertung und Diskussion der aktuellen Studienlage zum Ovarialkarzinomrezidiv.
Ergebnisse
Patientinnen mit epithelialem Ovarialkarzinomrezidiv sollten evaluiert werden, ob sie platingeeignet oder platinungeeignet erscheinen. Ehemals wurde dieses als platinsensibel oder platinresistent bezeichnet. Patientinnen, die nicht für eine platinhaltige Chemotherapie infrage kommen, werden mit einem platinfreien Monochemotherapieregime behandelt. Ein Spätrezidiv, das > 6 Monate nach Ende der letzten platinhaltigen Chemotherapie auftritt, wird in der Regel mit einer erneuten platinhaltigen Kombinationschemotherapie behandelt. Vor Initiierung der Rezidivtherapie sollte die Option der Rezidivoperation geprüft werden. Das präferierte Regime beim Rezidiv wäre hier Carboplatin und pegyliertes liposomales Doxorubicin. Die Therapieoptionen in der Erhaltungstherapie nach Ansprechen auf platinhaltige Chemotherapie beim high-grade serösen Ovarialkarzinomrezidiv bilden aktuell die PARP-Inhibitoren Olaparib, Niraparib und Rucaparib und der Angiogeneseinhibitor Bevacizumab, welche ihre Wirksamkeit in der Rezidivsituation bewiesen haben. Inzwischen liegen Daten zum Einsatz von PARP-Inhibitoren als Monotherapie vor bei stark vorbehandelten Patientinnen mit vorliegender BRCA-Mutation, welche nicht mehr platingeeignet erscheinen. Auch der Einsatz von „PARPi nach PARPi“, also der Einsatz der PARP-Inhibition in der Rezidivtherapie nach erfolgter Erstlinienerhaltungstherapie mit PARPi, erscheint nach aktueller Studienlage möglich und sinnvoll.
Schlussfolgerungen
Platinungeeignete Patientinnen haben eine schlechte Prognose und sollten, wenn möglich, in Studien eingeschlossen werden. Bei platingeeigneten Patientinnen stellt weiterhin die platinhaltige Kombinationschemotherapie die erste Wahl dar. Nach Ansprechen auf eine platinhaltige Rezidivtherapie bilden die PARP-Inhibitoren sowie der Angiogeneseinhibitor Bevacizumab die aktuellen Standarderhaltungstherapieoptionen- auch wenn eine PARP-Inhibitoren-Therapie in der Erstlinie erfolgte.