Ovarial-Ca.: Pluspunkte durch lokale Erhitzung

Frauen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom, die nicht primär operiert werden können, profitieren nach einer neoadjuvanten Chemotherapie von einer Hyperthermiebehandlung. Durch die Zusatztherapie sind rezidivfreies und Gesamtüberleben signifikant länger. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Standardtherapie beim fortgeschrittenen Ovarialkarzinom ist die initiale Operation zur makroskopischen Komplettresektion, gefolgt von einer platinbasierten intravenösen Kombinationschemotherapie. In einer niederländischen offenen Phase-3-Studie wurde nun geprüft, ob Patientinnen im fortgeschrittenen Stadium III der Erkrankung, bei denen eine primäre Zytoreduktion nicht möglich war, nach einer neoadjuvanten Chemotherapie mit Carboplatin und Paclitaxel und der anschließenden Zytoreduktion von einer Hyperthermiebehandlung am Ende des Eingriffs profitieren. Erhitzung mit intraperitonealer Perfusion Für die Hyperthermie wählten die Ärzte das intraperitoneale Perfusionsverfahren, bei dem mithilfe einer Rollerpumpe eine erhitzte Kochsalzlösung die intraabdominale Temperatur auf 40° C erhöht. Die Perfusion erfolgte mit Cisplatin in einer Dosis von 100 mg/m2 Körperoberfläche, 50% davon initial sowie nach 30 und 60 Minuten jeweils 25%. Ziel war es, das gesamte Abdomen der Flüssigkeit auszusetzen. Insgesamt dauerte die einmalige Hyperthermiebehandlung 120 Minuten, 90 Minuten davon für die eigentliche Perfusion. Nach dem Ende dieser Behandlung wurde das Abdomen zum vollständigen Entfernen des Perfusats drainiert. Wie Gynäkologen um Dr. Willemien J. van Driel vom Netherlands Cancer Institute in Amsterdam berichten, erfolgte die zytoreduktive Behandlung bei 123 Patientinnen ohne und bei 122 Patientinnen mit Hyperthermie. Die Wahrscheinlichkeit für ein Rezidiv oder zu sterben wurde durch die Zusatzbehandlung um 34% verringert (95%-Konfidenzintervall: 0,50–0,87; p = 0,003). Im Median lebten die Frauen ohne Hyperthermie noch 10,7 Monate ohne Rezidiv, in der Gruppe mit Hyperthermie noch 14,2 Monate. Nach einem medianen Follow-up von 4,7 Jahren waren in der Gruppe der Frauen, die ausschließlich operiert worden waren, 76 (62%) gestorben, in der Vergleichsgruppe mit hyperthermischer Behandlung 61 (50%). Das entspricht einer Risikominderung um 33% durch die Hyperthermie. Schließlich lebten Patientinnen mit der Perfusionsbehandlung median noch 45,7 Monate, Frauen der Vergleichsgruppe dagegen 33,9 Monate. Der Anteil der Patientinnen mit Nebenwirkungen von Grad 3 oder 4 war mit 27% versus 25% zwischen den beiden Gruppen nicht signifikant verschieden. Hohe Temperatur erleichtert Eindringen des Medikaments Die Rationale hinter der hyperthermischen Behandlung ist die Beobachtung, dass die hohe Temperatur das Eindringen des Chemotherapeutikums in das Peritoneum, wo sich Rezidive leicht bilden, erleichtert. Außerdem wird die Sensitivität für Krebsmedikamente erhöht und unter anderem der programmierte Zelltod von Krebszellen angefacht. In einem Kommentar zur Studie betonten Dr. David R. Spriggs und Dr. Oliver Zivanovic vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York, dass die Ergebnisse dieser Studie die bisher überzeugendsten Daten zum Nutzen der Hyperthermie bei dieser Patientengruppe geliefert hätten (NEJM 2018; online 12. Februar). Dennoch seien noch viele Fragen unbeantwortet, etwa wie sich diese Strategie in die Routine überführen lassen könne. Unklar sei zum Beispiel, ob der Effekt vielleicht auf der Dosierung des Cisplatins basiert und ob die Erwärmung überhaupt notwendig ist. Schließlich müsse geklärt werden, ob sich die Ergebnisse der Hyperthermie auch an anderen Zentren von Ärzten mit weniger Erfahrung im Umgang mit dieser Therapiestrategie wiederholen lassen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Lässt sich bei Frauen mit einem fortgeschrittenen Ovarialkarzinom durch hyperthermische Chemotherapie nach einer Op. das Therapieergebnis verbessern? Antwort: Durch eine zusätzliche Hyperthermiebehandlung werden rezidivfreies und Gesamtüberleben verlängert. Bedeutung: Die Studie ist ein erster wichtiger Schritt, aber noch kein Anlass, die Hyperthermie bei dieser Indikation routinemäßig anzuwenden. Einschränkung: Ausgewählt wurden nur Patientinnen, bei denen eine primäre Zytoreduktion nicht möglich war.

Springer Medizin

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